Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Episches Theater und Kurt Weill

Kurt Weill | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 21.07.2020
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Das epische Theater
Glotzt nicht so romantisch!

Kurt Weill
Der nicht-deutsche Komponist

Das Kalenderblatt
21.7.1950
Elefant Tuffi stürzt aus Schwebebahn
Von Prisca Straub
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Das epische Theater - Glotzt nicht so romantisch!
Autorin: Stephanie Metzger / Regie: Christiane Klenz
Die Bühne: eine Straßenecke. Die Handlung: ein Verkehrsunfall. Der Protagonist: ein Augenzeuge, der das Ereignis für Hinzugeeilte beschreibt, vorführt, imitiert. Abwägend, nüchtern und an den sozialen Fragen orientiert, die der Unfall aufwirft. Es ist diese profane "Straßenszene", die Bertolt Brecht 1940 zum Grundmodell des epischen Theaters erklärte. Der Schauspieler darin nicht mehr ein sich einfühlender Charakterdarsteller, sondern distanzierter Demonstrant. Der Bühnenvorgang nicht Illusionsmaschinerie, sondern wiederholte und als solche transparent gemachte Vorführung. Der Stoff nicht abgeschlossene dramatische Handlung, sondern episch durchbrochene, gesellschaftlich brisante Fabel. Und die Wirkung nicht Unterhaltung, sondern Befähigung zur Kritik. Die theatralen Mittel dieses Theaters hatte Brecht bereits in den 1920er Jahren beim Regisseur Erwin Piscator studieren können. Eine Mischung aus Theaterspiel, Filmprojektionen, Texteinblendungen, Songs, Publikumsansprachen, Kommentar und einem Bühnenbau, der die Theatersituation gerne verdoppelte. Allesamt Mittel, die Verfremdung erzeugen, soziale Zusammenhänge aufklären und sie als politisch veränderbare zeigen sollten. Inszenatorisch sind diese Mittel längst im Regietheater der Gegenwart angekommen. Darüber, ob auch die politischen Implikationen des epischen Theaters Bestanden haben, ja überhaupt Bestand haben sollten, lässt sich dagegen streiten.

Kurt Weill - Der nicht-deutsche Komponist
Autorin: Nicole Baumann / Regie: Frank Halbach
Als der jüdische Komponist Kurt Weill 1928 mit der "Dreigroschenoper" einen Sensationserfolg in Berlin landet, steigt er auf in die Riege der gefragtesten Avantgardekünstler Deutschlands. Er arbeitet am Puls der Zeit und liefert mit "Mackie Messer" und dem "Kanonensong" die Klangkulisse für die feierlustige Club-Szene Berlins. Die "Dreigroschenoper" wird das erfolgreichste deutsche Theaterstück des 20. Jahrhunderts. Binnen fünf Jahren wird es in Europa 10.000-mal aufgeführt. Da seine Musik Elemente des Jazz und des amerikanischen Songs enthält, zählen die Nationalsozialisten seine Werke sehr bald zur "Entarteten Kunst". Er verlässt Deutschland 1933 und arbeitet zunächst in Paris weiter. 1935 lockt ihn ein Großprojekt mit Max Reinhardt und Franz Werfel nach New York. Enttäuscht von den Deutschen beschließt er noch auf dem Schiff, fortan Englisch zu sprechen. Er beantragt 1937 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sei es in Paris oder New York - er nimmt die Musiksprache des Landes sehr genau auf. Mit großem Erfolg. Doch in all seinen Werken bleibt er sich selbst und seiner kulturellen Herkunft treu.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

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