Bayern 2

     

radioWissen Affekte und Rache

Frau in rotem Kleid zückt ein Messer | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 30.09.2020
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Affekte
Starke Gefühle im Schnelldurchlauf

Rache
Süßes Gefühl mit bitteren Folgen

Das Kalenderblatt
30.9.1960
US-Sender strahlt die erste Folge "The Flintstones" aus
Von Carola Zinner
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Affekte - Starke Gefühle im Schnelldurchlauf
Autorin: Valerie von Kittlitz / Regie: Irene Schuck
Affekte begleiten uns jeden Tag. Wir haben einen “Wutanfall“, wir brechen in Tränen aus oder in Gelächter, uns „rutscht“ gar die Hand aus: Affekte sind impulsive, scheinbar schwer kontrollierbare Gemüts- und Gefühlsregungen, die wir in uns und an unseren Mitmenschen erleben. Meist ist die Affekthandlung von einer Einschränkung der kognitiven Wahrnehmung begleitet; eine Art Tunnelblick entsteht, und sei es für Sekunden. Dieser Kontrollverlust macht Affekte so spannend - und so gruselig. Die meisten Menschen kennen den Begriff aus der Justiz: Bei Totschlag im Affekt greift ein geringeres Strafmaß. Kant wollte die Affekte unterdrückt wissen; Spinoza entwickelte seine “Ethik” in der Überzeugung, dass sie einen Schlüssel zur Selbsterkenntnis darstellten.
Affekte und Reaktionen darauf sind in jedem Menschen, ja auch kulturell unt erschiedlich ausgeprägt. Und dynamisch: “Affekte stecken an“, sagt der Psychologe Rainer Krause. Und obwohl Konsens herrscht, dass die Sozialisierung unser Affektverständnis formt, und so politisches und gesellschaftliches Handeln bestimmt, wird es keine einheitliche Affektlogik geben können: der Traum von reibungsloser zwischenmenschlicher Kommunikation bleibt Utopie oder mutiert zur politischen Ideologie. Was bleibt ist der Schlüssel zur Selbsterkenntnis, oder, wie Spinoza es formulierte: „Der Affekt ist die Kraft und der Geist ist der Zügelhalter.“

Rache - Süßes Gefühl mit bitteren Folgen
Autorin: Daniela Remus / Regie: Eva Demmelhuber
Käse hinter der Heizung verstecken, Autoreifen zerstechen oder Unkrautsamen in den Nachbargarten werfen - wer Rachegedanken hegt, dem scheint jedes Mittel recht zu sein, um erlittenes Unrecht zurückzuzahlen. Sozial und moralisch aber sind Rachegefühle in unserem Kulturkreis kaum noch akzeptiert. Das war nicht immer so. Lange gehörten Rachetaten als Mittel zur Rechtswahrung dazu. Rache galt in der Antike als ein Akt der Gegenseitigkeit, als Erwiderungsmoral, um Regelverletzungen zu ahnden.
Heute weiß man, Rache schmeckt zwar kurzfristig oft „süß“, aber sie verstellt meist den Weg auf eine Einigung und beendet Beziehungen endgültig. Und auch bei Rächerin und Rächer führt die lange geplante und dann endlich geübte Rachetat nicht zwangsläufig zum erwarteten Zufriedenheitsgefühl.

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Susanne Poelchau

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