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Lebende Göttin in Patan | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 09.12.2020
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Lebende Götter
"Und das Wort ist Fleisch geworden"

Der Duft des Göttlichen
Gerüche und ihre spirituelle Bedeutung

Das Kalenderblatt
9.12.1922
Liesl Karlstadt gibt den Firmling
Von Markus Mähner
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Lebende Götter - "Und das Wort ist Fleisch geworden"
Autor: Frank Halbach / Regie: Frank Halbach
"Das Wort ist Fleisch geworden" - mit diesem Satz kündet das Evangelium von einem einmaligen Vorgang: die Verkörperung Gottes im Leib eines Menschen. Einmalig?
Im Hinduismus und Buddhismus betont die Reinkarnationsidee nicht nur das Göttliche in jedem Geschöpf, sondern hier ist das Wandeln lebender Göttinnen und Götter auf Erden kein einzigartiger Ausnahmefall. Der Dalai Lama etwa gilt als die irdische Repräsentation des Bodhisattva Avalokiteshvara, der mit unermesslichem Mitleid ausgestattet, sich den Menschen zuwendet, um sie zu retten. Und in Nepal verehrt man zum Beispiel die Kumari, eine lebende Kindgöttin, die in Kathmandu residiert. Sie gilt als Wiedergeburt der Schutzgöttin Taleju, die seit dem 13. Jahrhundert verehrt wird.
"Inkorporierte" Göttinnen und Götter, die in Ritualen herbeigerufen werden, um vorübergehend einen Menschen zu "besetzen", finden sich in nahezu allen indigenen Kulturen. In Afrika zum Beispiel haben sie sich sowohl mit Islam als auch Christentum verbunden. Und wurden die Apostel des Neuen Testaments an Pfingsten nicht etwa auf ganz gleiche Weise von Gott, in Form des Heiligen Geistes besetzt?
In der Geschichte hat sich die Verkörperung (eines) Gottes im Menschen immer wieder auch als ein Faktor zur Legitimation von Macht erwiesen: vom göttlichen Pharao des Alten Ägypten bis zum "Gottesgnadentum" unserer Könige und Kaiser.
Aber enthält die Idee vom menschlichen Gott andrerseits nicht auch die Botschaft, dass das Göttliche im Menschen wohnt? Dass Gott in uns allen ist?

Der Duft des Göttlichen - Gerüche und ihre spirituelle Bedeutung
Autorin: Gerda Kuhn / Regie: Eva Demmelhuber
Düfte haben eine besondere Eigenschaft - sie sind manchmal flüchtig wie ein Windhauch, und können doch eine nachhaltige Wirkung auslösen. Ihr schwebend-transzendenter Charakter scheint sie dafür zu prädestinieren, immaterielle Botschaften zu übermitteln. Religionen waren sich dieser Symbolhaftigkeit offenbar von jeher bewusst. Schon in frühgeschichtlichen Kulturen wurde geräuchert, um die Götter zu erfreuen und ihr Wohlwollen zu erbitten. Und auch etablierte Glaubensgemeinschaften schätzten die duftenden Botschaften an den Himmel. Ob zarter Rosenduft im Sufismus, betörende Sandelholz-Essenzen im arabischen und asiatischen Raum oder der eher feierliche Weihrauch-Geruch im katholischen Ritus - es gibt eine spezifisch religiöse Tradition der Duftanwendung. Dabei wurde die transzendente Ebene auch oft mit erlesenen, kostbaren Substanzen in Verbindung gebracht. "Wohlgeruch" galt als Attribut des Göttlichen, das Teuflische wurde dagegen mit dem Gestank verbunden. Heute werden Düfte nicht mehr so selbstverständlich als Medium der Gotteserfahrung wahrgenommen. Doch noch immer können sie ein Hilfsmittel sein, um sich auf die Kommunikation mit dem Transzendenten einzustimmen.

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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