Bayern 2

     

radioWissen Die Sinne in der Literatur

Buch mit Duftblumen | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 16.02.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Düfte in der Literatur
Shakespeare, Proust und Beaudelaire

Das Motiv des Blinden
Mit der Haut sehen

Das Kalenderblatt
16.02.1858
Xantener Knabe wird gefunden
Von Christiane Neukirch
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Düfte in der Literatur - Shakespeare, Proust und Beaudelaire
Autorin und Regie: Anja Mösing
Schon im Urmeer gehörte er zur Grundausstattung des Lebens, der Geruchssinn. Er war es, der unseren urzeitlichen Vorfahren in der wässerigen Umgebung zur Orientierung diente. Und Gerüche oder Düfte leiten uns noch heute, nur sind wir uns dessen selten bewusst. Aber Dichter und Denker erleben und schreiben seit je über die Vielfalt der Auswirkungen von Düften auf uns Menschen. Von Friedrich Schiller wissen wir heute, dass ihn faulige Düfte kreativ machten, Baudelaires berühmte Gedichte „Fleurs du mal“, die „Blumen des Bösen“, schwelgen geradezu in Duftbeschreibungen, und Marcel Proust führte in einer Passage seines großartigen zehnbändigen Werks „Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit“ geradezu exemplarisch vor, wie ein Duft es schafft, präzise Erinnerungen an die Kindheit frei zu setzen. In dieser Sendung werden solche literarischen Duft-Szenen auf den Prüfstand gestellt: Der bekannte Geruchsforscher Hanns Hatt gibt Auskunft, wie viel wissenschftliche Realität in literarischer Duft-Fiktion steckt.

Das Motiv des Blinden - Mit der Haut sehen
Autor und Regie: Frank Halbach
Blendung, blind werden: seit der Antike in Erzählungen und Sagen der Inbegriff härtester Strafe. Blindheit, blind sein: schon in der griechischen Mythologie eine Voraussetzung für eine höhere Wahrnehmung: Teiresias erblindet, weil er die nackte Göttin Athene beim Bad erblickt. Zugleich erhält er eine höhere Form der Einsicht, er wird zum Seher, zum Propheten - blind für das allen zugängliche Sichtbare, empfänglich für das allen Verborgene, das Unsichtbare. Das Schicksal des Teiresias steht dabei exemplarisch für das Motiv des Blinden, dem sich alternative Bildwelten und besonderes Wissen, um den Preis des Augenlichts, erschließen. Der Topos vom Blinden findet sich von der Antike über die Bibel, von Vladimir Nabokovs Roman „König Dame Bube“, über José Saramagos „Die Stadt der Blinden“ oder Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“ bis zum Lied „Amazing Grace“ oder Lena Valaitis‘ Song „Johny Blue“. Die Interpretation von Blindheit steht seit jeher im Spannungsverhältnis zur Interpretation von Sehen. Als Sujet von Kunst und Literatur repräsentiert der Blinde dabei eine spezifische Form auch der visuellen Wahrnehmung.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Susanne Poelchau

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