Bayern 2

     

radioWissen Formen der inneren Reinigung

Leerer Teller mit Besteck | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 17.03.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Beichte
Ohne Ballast neu beginnen

Fasten
Verzicht und innerer Gewinn

Das Kalenderblatt
17.03.1816
Das erste Dampfschiff überquert den Ärmelkanal
Von Herbert Becker
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Die Beichte - Ohne Ballast neu beginnen
Autoren: Simon Demmelhuber und Volker Eklkofer / Regie: Kirsten Böttcher
Geständnisse sind "in". Stars, Sternchen, Promis und Politiker gestehen, was das Zeug hält. Lebens-, Liebes-, Lotterbeichten am laufenden Band, süffig serviert, gierig aufgesogen. Das öffentliche Bekenntnis zahlt sich aus, die mediale Bußfertigkeit beschert Verzeihung, Klicks und Publicity. Derweilen steckt das christliche Original in der Krise. In den Kirchen verstauben die Beichtstühle, die Beichtkinder büxen aus. Immer mehr Gläubige lehnen ein durch Schuld und Verdammnis verdüstertes Gottes- und Menschenbild ab. Das Konzept vom sündhaft geborenen, auf Demut und Gehorsam reduzierten Geschöpf ist nicht mehr massentauglich. Eine säkularisierte Gesellschaft und die Fülle alternativer Heilsangebote lässt Begriffe wie Zerknirschung, Reue, Lossprechung nicht nur uncool und spaßfern, sondern überflüssig und ersetzbar erscheinen. Aber ist das so, ist das alles? Ist die Beichte tatsächlich nur ein überholtes Relikt der Voraufklärung, ein nun endlich ausgemustertes Folter- und Herrschaftsinstrument ohne Zukunft? Oder ist die Idee der Selbsterlösung des Menschen eine Sackgasse und das Bußsakrament ein Angebot, das sich neu zu entdecken lohnt: Die Zusage eines unbeschwerten Neubeginns und erlassener Schuld, das Vertrauen auf wirkliche Versöhnung mit dem Selbst, mit Gott und der Welt?

Fasten - Verzicht und innerer Gewinn
Autor: Johannes Marchl / Regie: Christiane Klenz
Der moderne Mensch fastet eigentlich schon immer. Sei es unfreiwillig, aus Mangel an Nahrung, oder absichtlich, was zumindest in den letzten zwei-, dreitausend Jahren viel häufiger gemacht wird. Der Grund ist einfach: Praktisch alle Religionen haben ihre Fastengeschichte. Jesus fastet 40 Tage in der Wüste, der Prophet Mohammed fastet in der Einsamkeit, und auch Gautama Buddha fastet, um Erleuchtung zu erlangen. Und viele Menschen tun es ihnen nach. Fasten - das ist zunächst einmal der freiwillige Verzicht auf Nahrung mit dem Ziel asketisch zu sein, Selbstkontrolle zu üben. Fasten wird ein unentbehrliches Ritual, mit dem Ziel auf der einen Seite einen seelischen Reinigungsprozess herbeizuführen, näher an seinen Gott zu rücken, aber auf der anderen Seite auch konzentrierter zu werden, offener in der Wahrnehmung. Nicht umsonst meint der frühe christliche Schriftsteller Tertullian: "Ein abgemagerter Körper wird das schmale Himmelstor leichter durchschreiten". Und auch wenn sich seit dem 16. Jahrhundert Fasten immer stärker aus dem religiösen Zusammenhang befreit, stärker den gesundheitlichen Aspekt in den Vordergrund stellt oder auch dem bloßen Abnehmen dient: Fasten gehört bis heute zu unserem Leben, zur Evolution des Menschen.

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
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