Bayern 2

     

radioWissen Vergessen und Erinnern

Schemenhaft schaukelndes Schaukelpferd | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 30.06.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Vergessen
Eine elementare Strategie des Gehirns

Warum Erinnern oft schwer fällt
Vom Umgang mit der Vergangenheit

Das Kalenderblatt
30.6.1990
Der Tränenpalast in Ost-Berlin wird geschlossen
Von Hartmut E. Lange
Als Podcast und in der neuen Bayern 2 App verfügbar

Vergessen - eine elementare Strategie des Gehirns
Autorin: Prisca Straub / Regie: Sabine Kienhöfer
Vergessen hat keinen guten Ruf. Im Alltagsverständnis gilt Vergessen als Lücke, als Fehlleistung des Gehirns, als Vorgang, den es möglichst zu vermeiden gilt. Vergessen gilt als Gegenpol zum Erinnern. Doch Vergessen ist kein Aussetzer des Gedächtnisses, sondern ein aktiver Prozess, ohne den wir nicht überlebensfähig wären.
Vergessen gehört zu den essentiellen Abläufen in unserem Gehirn. Es ist notwendig, weil wir von der Fülle der auf uns einströmenden Informationen sonst erdrückt würden. Nur wer vergisst, kann Wichtiges von Unwichtigem trennen, kann abstrakt denken und Probleme lösen. Grundsätzlich funktioniert Vergessen wie ein gut programmierter Spam-Filter. Natürlich arbeitet er nicht immer reibungslos - mit einer möglichen Erkrankung des Gehirns, einer Demenz beispielsweise, hat das zunächst aber gar nichts zu tun. Im Gegenteil: Vergessen hilft uns, den Überblick zu behalten, flexibel zu handeln und Neues zu lernen. Zu vergessen ist ebenso notwendig wie uns zu erinnern. Die neurobiologischen Mechanismen für beides greifen perfekt ineinander.

Warum Erinnern oft schwer fällt - vom Umgang mit der Vergangenheit
Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck
Was kümmern erwachsene Menschen schon ihre ersten Lebensjahre? Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeuten sind davon überzeugt, dass in der Kindheit der Schlüssel für ein gelingendes Leben liegt: Nur, wer sich den eigenen autobiographischen Erfahrungen zuwendet, kann ungünstige Denk- und Verhaltensmuster überwinden. So die zu Grunde liegende Idee, die von neurobiologischen Kenntnissen gestützt wird. Auch die sogenannte Biographiearbeit mit älteren oder kranken Menschen hat einen in die Zukunft gerichteten Charakter. Der Blick zurück soll helfen, sich mit sich selbst zu versöhnen. Denn durch das Ordnen und Sortieren des eigenen, oft gar nicht so geraden Lebenslaufes entwickelt sich dessen Sinnhaftigkeit. Eins sollte jedoch allen klar sein, die sich - ob professionell begleitet oder nicht - mit ihrer Vergangenheit beschäftigen: das originale Geschehen ist perdu! Erinnerungen sind letztlich nichts als Interpretationen und Konstruktionen, deren Wahrheitsgehalt mal mehr, mal weniger groß ist.
Erstsendung: BR 2016

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Susanne Poelchau

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