Hörspiel "Die Quellen sprechen" (1/16)
Samstag, 26.01.2013
15:05
bis 17:00 Uhr
BAYERN 2
"Die Quellen sprechen" (1/16)
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945
Eine dokumentarische Höredition
Teil 1: Deutsches Reich 1933–1937
Mit Bibiana Beglau, Matthias Brandt und den Zeitzeugen Ursula Beyrodt, Henry G. Brandt, Ernst Grube, Anita Lasker-Wallfisch und Max Mannheimer
Bearbeitet von Wolf Gruner
Skript/Hörediton: Katarina Agathos/Michael Farin
Regie: Ulrich Gerhardt
BR Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte / Edition "Judenverfolgung 1933–1945", 2013
Ursendung
Als Podcast verfügbar
Siehe auch Montag, 28. Januar 2013, 20.03 Uhr
"Wir stehen als Juden vor der Tatsache, daß eine uns feindliche Macht die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen hat", heißt es im Leitartikel der Jüdischen Rundschau am Tag nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler.
Der erste Teil der Höredition dokumentiert chronologisch die antijüdische Politik bis 1937. Dreißig historische Schriftstücke zeugen davon, wie die deutschen Juden mit allen Mitteln – durch neu geschaffene Verordnungen oder durch rohe Gewalt – drangsaliert, entrechtet und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Die Masse der Bevölkerung reagierte darauf passiv. "Des Juden Los ist: nachbarlos zu sein", schrieb 1935 der Berliner Rabbiner Joachim Prinz: "Wir würden das alles nicht so schmerzlich empfinden, hätten wir nicht das Gefühl, dass wir einmal Nachbarn besessen haben."
Diese "fehlende Anteilnahme", so heißt es in der Einleitung des ersten Bandes der Publikation "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945", sei "das vielleicht wichtigste Verhaltensmuster der deutschen Gesellschaft gewesen, das den Mord an den europäischen Juden begünstigte". Doch bis 1938 bestand das Ziel der NS-Politik zunächst darin, durch Vertreibung "die restlose Ausschaltung des Juden aus der deutschen Lebensgemeinschaft" zu erreichen.
Fünf jüdische Überlebende des Holocaust sowie zwei Schauspieler geben den historischen Dokumenten ihre Stimme. Sie berichten von den Massenentlassungen jüdischer Beamter, von reichsweiten antijüdischen Boykotts, von Misshandlungen im ersten offiziellen KZ in Dachau, und von der Verdrängung der Juden aus dem öffentlichen Dienst, den Schulen, aus der Wirtschaft und von der Entrechtung mittels der Durchsetzung des "Arierparagraphen" und der "Nürnberger Gesetze". Als Goebbels Ende 1937 die "Beseitigung" der Juden aus dem deutschen Kulturleben verkündete, hatten mehr als 125 000 Juden Deutschland verlassen. Die Höredition entsteht im Zeitraum von 2013 bis 2017 in mehreren räumlich und zeitlich gegliederten Staffeln. Sie wird im Radio, in Bayern 2 ausgestrahlt und im Internet dauerhaft verfügbar bleiben. Im Januar/Februar 2013 wird die erste Staffel mit den ersten vier von insgesamt 16 Teilen veröffentlicht. Die zweite Staffel folgt 2014.