Bayern 2 am Feiertag Zwischen Glück und Wahn

Sammelwut
Zwischen Glück und Wahn
Von Julie Metzdorf

Wiederholung um 18.05 Uhr

Sammler sind glückliche Menschen, sagt der Volksmund. Doch worin genau liegt eigentlich das Glück, Dinge zu besitzen, zu horten und zu ordnen? Jeder Sammler hat seine eigenen Gründe. Zum Objekt der Begierde kann alles Mögliche avancieren: Schallpatten oder Eierbecher, Nasenhaarschneider oder Kinderstühle, deutsche Kuckucksuhren oder japanische Teeschalen: Es gibt wohl kein Objekt auf der Welt, das nicht schon einmal den Jagdinstinkt eines Sammlers geweckt hätte.

Dabei ist das Sammeln eine Leidenschaft, die auch Leiden schafft: Das Ziel ist unerreichbar, eine Sammlung ist nie vollständig. Im Gegenteil: Je größer sie wird, desto belastender kann das sein. Wohin mit dem Sammelgut? Kann der Privatsammler noch auf Keller und Klo ausweichen, braucht es auf gesellschaftlicher Ebene klimatisierte Museen, Archive und Depots - und das ist teuer. Die Zahl der Museen in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt, auch Badekappen der 1960er Jahre, Computerspiele der 1990er und das Handy von übermorgen wollen für zukünftige Generationen erhalten werden. Doch Kulturetats in homöopathischen Dosen gesellen sich zu Verwaltungs- und Konservierungskosten in astronomischen Höhen. Immer mehr Häuser haben immer weniger Geld. Müssen wir unsere Sammelleidenschaft in Zukunft zügeln?

Julie Metzdorf ist mit dem Mikrofon in der Hand selbst zur Sammlerin geworden, hat Eindrücke, Informationen, Erklärungen und Ideen eingefangen, hat sie archiviert und geordnet und präsentiert die gesammelten Stimmen nun in einem Radio-Feature: mit der Garantie auf Unvollständigkeit, aber hoffentlich trotzdem beglückend.