Bayern 2

     

ARD-Themenwoche 2021 "Stadt.Land.Wandel - Wo ist die Zukunft zu Hause?" radioWissen Der Raum in der Philosophie

Ein brennender Kamin mit Feuerholz und einem Sessel mit einer Wolldecke. | Bild: stock.adobe.com

Mittwoch, 10.11.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Philosophie des Wohnens
Von Domizil und Sein

Traditionelles Wohnen in Japan
Im Einklang mit Natur und Raum

Das Kalenderblatt
10.11.1867
Erster Reclam-Band kommt auf den Markt
Von Prisca Staub

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Philosophie des Wohnens - von Domizil und Sein
Autorin: Beate Meierfrankenfeld / Regie: Martin Trauner
Die Urform des Wohnens, schrieb Walter Benjamin, sei nicht das Dasein im Haus, sondern im Gehäuse. Ein Bild für Rückzug und Schutz, entliehen aus der Natur. Schutzbedürftig ist auch der Mensch, er schafft sich einen Raum, ein Innen gegenüber dem Außen. Mit Wänden und Dach, mit Fenstern und Türen - und mit Schloss und Riegel. Doch die Wohnung ist mehr als Unterschlupf und Behausung. Wohnen heißt, sich einzurichten, wenigstens auf Zeit, es ist etwas höchst Persönliches und wohl auch eine Sache des Maßes: Der Palast von Versailles war kaum bewohnbar, die beengte Schlafstätte eines chinesischen Wanderarbeiters ist es ebenso wenig. "Wohnsüchtig" hat Benjamin das 19. Jahrhundert mit seiner Vorliebe für Samt, Teppiche, "Tapezierkunst" und historische Möbelstile genannt. Das 20. Jahrhundert dagegen habe mit seinem Willen zur Transparenz das "Gehäusewesen" tief erschüttert. Und heute? Wie wohnt man, wenn die Webcam das eigene Zimmer für die ganze Welt öffnet? Lässt es sich im globalen Dorf heimisch werden? Und wird das Wohnen im Zeitalter von Flucht und Migration zu einem unsicheren Privileg?

Traditionelles Wohnen in Japan - im Einklang mit Natur und Raum
Autorin: Isabella Arcucci / Regie: Frank Halbach
Mit dem Öffnen der Schiebetür eines traditionellen japanischen Raumes, öffnet sich eine fremde Welt, die auf den ausländischen Besucher exotisch und zugleich beruhigend wirkt. In der kühlen Schlichtheit des mit Reisstrohmatten ausgelegten Raumes ist es die Tokonoma, die Schmuckecke, dekoriert mit Blumengesteck und Rollbild, die das Auge des Betrachters fesselt, während durch die geöffnete Veranda eine leise Abendbrise aus dem Garten hereinweht. Haus und Garten scheinen förmlich ineinander zu fließen. Sowohl die Gestaltung der Innenräume als auch des Gartens wurde in Japan vom Zen-Buddhismus beeinflusst. Doch es ist nicht nur die Philosophie des Zen, die dem westlichen Besucher eines traditionellen japanischen Hauses Rätsel aufgibt. Dem ausländischen Gast stellt sich auch die Frage, welche Pantoffeln in welchem Raum getragen werden dürfen und nicht zu Letzt gilt es, das Geheimnis jenes Zimmers zu ergründen, das auch für den von Überstunden geplagten modernen Japaner der Ort absoluter Entspannung ist: das Badezimmer.
Erstsendung: BR 2014

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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