Bayern 2

     

radioWissen Bayerische Dichterinnen

Dienstag, 11.12.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Marieluise Fleißer
"Fegefeuer in Ingolstadt"

Lena Christ
"Erinnerungen einer Überflüssigen"

Das Kalenderblatt
11.12.2002
Gorch Fock verliert Galionsfigur
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Marieluise Fleißer - "Fegefeuer in Ingolstadt"
von Irene Schuck
Nichts ist heil in diesem Stück. Nicht die Familien, in denen Bosheit herrscht und Neid. Nicht Kirche und Religion, deren kalte Moral grausamen Menschen als Munition dient. Nicht die kleine Stadt, deren Enge nur Gefühlsverwirrung, Todessehnsucht und Verletzungslust erzeugt. Die Hauptfiguren sind auf seltsame Weise Opfer und Täter zugleich. Jung sind sie. Olga, ungewollt schwanger von einem, der nichts mehr von ihr wissen will. Und Roelle, ein hässlicher kleiner Außenseiter, der versucht, mit seinem Wissen um Olgas Abtreibungsversuche ihre Zuneigung zu erpressen. Erst 23 Jahre alt war Marieluise Fleißer, als sie "Fegefeuer in Ingolstadt" schreibt, diese Provokation. Denn aus ihrem Fegefeuer führt kein Weg, in keinen Himmel. Diese Provinz ist in Wahrheit die Hölle.

Lena Christ - "Erinnerungen einer Überflüssigen"
von Dorit Kreissl
Am 30. Juni 1920 vergiftet sich Lena Christ auf dem Münchner Waldfriedhof. Die Verzweiflungstat beendet ein hartes und bitteres Leben:
Dabei waren die ersten Jahre der Kindheit bei den Großeltern in Glonn unbeschwert und glücklich. Das Martyrium beginnt, als die Mutter das Mädchen nach München holt: die Mutter hasst Lena, sie schlägt sie blutig, benutzt sie als billiges Dienstmädchen. Als Lena heiratet, verflucht sie ihr uneheliches Kind: "jede guate Stund sollst mit zehn bittere büaßn müaßn". Die Ehe wird ein einziges Unglück. Lena Christ beschreibt diese Zeit schonungslos in ihren "Erinnerungen einer Überflüssigen". Für den zeitgenössischen Kritiker Josef Hofmiller ist dieser Roman das erste Meisterwerk der Lena Christ. Zwei weitere kommen hinzu: "Mathias Bichler" und "Die Rumplhanni". "Wenn man in hundert Jahren wissen will, wie es damals in Oberbayern gewesen ist", schreibt Hofmiller, "werden diese drei Bücher neben denen von Ludwig Thoma den Wert kulturgeschichtlicher Quellenwerke haben."

Redaktion: Petra Herrmann
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