Bayern 2-Radio Revue: Joseph Beuys revisited Jeder Mensch ist ein Künstler
Sonntag, 02.01.2022
18:05
bis 19:00 Uhr
BAYERN 2
Joseph Beuys revisited
Wie aktionistisch ist die zeitgenössische Kunst?
Von Stephanie Metzger
Wiederholung von 11.05 Uhr
Joseph Beuys ist mehr noch als ein großer Künstler ein großer Innovator gewesen. Sein Diktum "Jeder Mensch ist ein Künstler" zielte darauf, dass Menschen Kunst als Aufforderung begriffen, selbst etwas zu erschaffen. Neben Installationen, Aktionen und Zeichnungen schuf Joseph Beuys die Deutsche Studenten Partei, installierte die Free International University und gründete eine Organisation für direkte Demokratie. Mit der "Sozialen Plastik" verlagerte er die Kunst vom Museum zur direkten Aktion. Es ging nicht mehr darum, eine Skulptur oder ein Gemälde zu schaffen, sondern die Betrachtenden am Entstehen mitwirken zu lassen. Stundenlang diskutierte er bei der "Honigpumpe am Arbeitsplatz" auf der Documenta 6 mit den Besucherinnen und Besuchern.
Am 12. Mai 2021 wäre Joseph Beuys 100 geworden. Anlass genug danach zu fragen, was von seinen Ansätzen aktuell ist. Überschneidungen sind schnell gefunden. Der "Artivismus" eines Zentrums für Politische Schönheit, eines Peng Collectives oder der Yes Man spielt gezielt an der Grenze von Kunst und politischer Intervention. Ein Künstler wie Tino Seghal unterläuft durch den Entzug beständiger Werke die Institution Museum, besteht auf nachhaltige Produktionsweise und verwandelt den Ausstellungsraum in einen des sozialen Handelns. Auch ein Theatermacher wie Milo Rau setzt auf soziale Wirkung seiner Arbeit. Aber sind dabei auch Bezüge zu Beuys intendiert? Haben die Künstlerinnen und Künstler ein Bewusstsein für diese Traditionslinie? Und welche Rolle bei der Veränderung von Gesellschaft wird der Kunst tatsächlich zugestanden? Also wie sozial darf Kunst heute sein?