Bayern 2

     

radioWissen Die Beichte und das Kreuz

Mann in einem Beichtstuhl | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 13.04.2022
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Beichte
Ohne Ballast neu beginnen

Das Kreuz
Zeichen des Widerspruchs und der Befreiung

Das Kalenderblatt
13.4.1962
Star-Club im Haus Große Freiheit 39 eröffnet
Von Julia Zöller

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Die Beichte - ohne Ballast neu beginnen
Autor: Simon Demmelhuber / Regie: Kirsten Böttcher
Geständnisse sind in. Stars, Sternchen, Promis und Politiker gestehen, was das Zeug hält. Lebens-, Liebes-, Lotterbeichten am laufenden Band, süffig serviert, gierig aufgesogen. Das öffentliche Bekenntnis zahlt sich aus, die mediale Bußfertigkeit beschert Verzeihung, Klicks und Publicity. Derweilen steckt das christliche Original in der Krise. In den Kirchen verstauben die Beichtstühle, die Beichtkinder büxen aus. Immer mehr Gläubige lehnen ein durch Schuld und Verdammnis verdüstertes Gottes- und Menschenbild ab. Das Konzept vom sündhaft geborenen, auf Demut und Gehorsam reduzierten Geschöpf ist nicht mehr massentauglich. Eine säkularisierte Gesellschaft und die Fülle alternativer Heilsangebote lässt Begriffe wie Zerknirschung, Reue, Lossprechung nicht nur uncool und spaßfern, sondern überflüssig und ersetzbar erscheinen. Aber ist das so, ist das alles? Ist die Beichte tatsächlich nur ein überholtes Relikt der Voraufklärung, ein nun endlich ausgemustertes Folter- und Herrschaftsinstrument ohne Zukunft? Oder ist die Idee der Selbsterlösung des Menschen eine Sackgasse und das Bußsakrament ein Angebot, das sich neu zu entdecken lohnt: Die Zusage eines unbeschwerten Neubeginns und erlassener Schuld, das Vertrauen auf wirkliche Versöhnung mit dem Selbst, mit Gott und der Welt?
Erstsendung BR: 2021

Das Kreuz - Zeichen des Widerspruchs und der Befreiung
Autor: Christian Feldmann / Regie: Christiane Klenz
Kirchengegner, feministische Theologinnen, besorgte Eltern sind sich in ihrer Abneigung gegenüber dem Kreuz einig, das sie als Symbol einer blutigen Sühnopfertheologie betrachten. Andere Christen und auch weniger religiös geprägte Freunde abendländischer Kultur schätzen das Kruzifix hingegen als Zeichen der Solidarität mit den Elenden und Verfolgten, als Trost für leidende und sterbende Menschen. Am Kreuz finden sie kein Schlachtopfer, das ein beleidigter Gott in den Tod geschickt hätte, sondern einen Bruder, der freiwillig den Preis für seine aufrührerische Botschaft zahlt. "Wo ist jetzt Gott?" wurde der jüdische Talmudgelehrte Elie Wiesel als jugendlicher Häftling in Auschwitz gefragt. Er wies auf ein Kind, das wegen der Verbreitung von Untergrundnachrichten gehenkt worden war, und antwortete: "Dort hängt er, am Galgen".
Erstsendung BR: 2014

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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