Bayern 2

     

radioWissen Warten

Zwei wartende Frauen im Wartezimmer. | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 25.05.2022
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Warten
Zwischen Langeweile und Nichtstun

Die Schaukel
Leichtigkeit und Schwerelosigkeit

Das Kalenderblatt
25.5.1961
Rede von US-Präsident John F. Kennedy über das Apollo-Projekt
Von Susi Weichselbaumer

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Warten - zwischen Langeweile und Nichtstun
Autorin: Valerie von Kittlitz / Regie: Kirsten Böttcher
Wir alle kennen es: das Warten. In der Schlange an der Kasse, beim Reisen, auf den Fluren der Behörden. Und obwohl das Warten ein Alltagsphänomen ist, ist es komplexer als man auf Anhieb denken würde. Denn in Wartesituationen geht es um die Fähigkeit, einen radikalen Unterschied zwischen tatsächlicher Gegenwart und imaginierter Zukunft zu ertragen. Besonders gilt das für Situationen, in denen wir von äußeren Faktoren abhängig sind. Studien unter sozial benachteiligten Menschen haben gezeigt, dass sie in jahrelangen Wartephasen auf Behördenbescheide zunehmend das Gefühl verlieren, mündige Bürger mit Rechten zu sein. Schon Pierre Bourdieu sah im Warten-lassen ein Grundprinzip von Herrschaft und Macht. Wer gerne wartet hat keine Schwierigkeiten, sich dem eigenen Gedankenfluss auszusetzen, mutmaßen Psychologen. Dass das Warten für einige Menschen hingegen schier unerträglich ist, mag mit Erfahrungen aus der Kindheit zusammenhängen. Denn im Warten werden wir an die Abhängigkeit erinnert, die wir alle als Säugling erleben mussten. Jedes Kind muss warten lernen - wenn wir als Gesellschaft funktionieren wollen. Denn letztlich gilt: In der Schlange an der Kasse ist jede Hierarchie aufgehoben.

Die Schaukel - Leichtigkeit und Schwerelosigkeit
Autorin: Bettina Weiz / Regie: Eva Demmelhuber
Man kommt mit ihr hoch hinaus und kann die Erdenschwere leicht überwinden: die Schaukel ist weit mehr als ein Kinderspielzeug. In Asien ist sie Sitz für Götter, Würdenträger und Brautpaare und bei Festen nutzen Männer sie für Mutproben. Auf Rokoko-Gemälden wird sie zum Vehikel für feine Damen, um sich von galanten Verehrern in Schwung bringen zu lassen und abzuheben. Ende des 19. Jahrhunderts ziehen Schaukeln in Form von Badewannen in deutsche Wohnungen ein. Geschaukelt wird auch Maria bei Prozessionen. Aber verschaukelt werden kann jeder, weshalb dem Gerät immer auch ein leichter Hauch von Subversivität anhaftet.
BR 2020

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Susanne Poelchau

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