Evangelische Perspektiven Der grüne Mann - eine verborgene Figur im Christentum
Donnerstag, 26.05.2022
08:30
bis 09:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Der grüne Mann
Eine verborgene Figur im Christentum
Von Geseko von Lüpke
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Die Kirchengeschichte ist voll mit Märtyrern, Drachentötern, Kreuzrittern und heldenmutigen Missionaren, die - dem Tod furchtlos ins Auge blickend - die "Heilige Schrift" verbreiten wollten. Eine in christlichen Kirchen fast allgegenwärtige Männerfigur aber wird versteckt, übersehen, totgeschwiegen - es ist die Figur des "Grünen Mannes". Es sind steinerne oder hölzerne Gesichter von Männern, aus deren Mund, Nase oder Ohren Vegetation quillt - Blätter, Blattwerk, Früchte - und sich um sie herum ergießt. Sie finden sich an Kapitellen, Stützen, halten oft das Kirchengewölbe. In der christlichen Kunstgeschichte werden sie weitgehend ignoriert - sie gelten als Ornamentik und Spielereien früher Kirchenbauer ohne tieferen Sinn. Doch es scheint, als würde damit eine spirituelle Tradition des Christentums ins Abseits gedrängt, die immer auch da war: Eine tiefe spirituelle Verbindung zur lebendigen Natur. Die Botschaft des "Grünen Mannes" könnte lauten, dass die natürliche Welt, die Vegetation, das Wilde, die Natur aus dem aus dem spirituellen Raum überhaupt nicht herauszuhalten ist. Der "Grüne Mann" brächte dann den Aspekt einer spirituellen Verbundenheit mit der Natur, der aus den Kirchen ausgesperrt wurde, wieder ein in den Glauben. Braucht es heute "Grüne Männer", die mit spiritueller Tiefe für den Schutz der Natur eintreten, weil sie sich als Teil von ihr erleben?