Bayern 2 am Feiertag Schöne neue Welt der Designbabys

Menschen nach Maß
Von Hardy Funk

Wiederholung um 18.05 Uhr

Eine riesige Halle, in der unter Labor-Bedingungen Menschen mit technischen Mitteln "ausgebrütet" werden. So beginnt Aldous Huxleys berühmte Dystopie "Schöne neue Welt". Und auch, wenn diese Welt noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte entfernt ist, in den letzten Jahrzehnten sind wir ihr immer näher gekommen. Das menschliche Genom ist entschlüsselt, mit der Genschere Crispr/Cas9 können einzelne DNS-Bausteine eingefügt, entfernt oder modifiziert werden. 2018 schockte der chinesische Biophysiker He Jiankui die Welt, als er offenlegte, mit diesem Verfahren die Gene der Designerbabys Lulu und Nana manipuliert zu haben. Und in Los Angeles gibt es ein "Fertility Institute", das schon jetzt genetisch veränderte Embryonen verkauft: Dr. Jeffrey Steinberg und sein Team haben 7.000 Embryonen gelagert und verkaufen jährlich ca. 400 Kinder, deren Geschlecht oder Augenfarbe die Eltern bestellen können.

Wann biegt die Menschheit bei dieser Entwicklung in eine ethisch unverantwortliche Richtung ab? Schon jetzt geht es nicht mehr nur um die Verhinderung von Krankheiten. Können Eltern irgendwann Ronaldos, Monroes und Einsteins bestellen? Sollten sie es können? Sind wir auf dem Weg in eine neue Klassengesellschaft, die aus jenen besteht, die sich Designbabys leisten können, und anderen, denen dafür das Geld fehlt? Gewissermaßen treiben Designbabys bereits verbreitete Phänomene lediglich auf die Spitze, von der Pränataldiagnostik über eine immer umfassendere frühkindliche Bildung bis zum allgegenwärtigen Drang und Zwang zur Selbstoptimierung. Was ist das für eine "Schöne neue Welt", in der dem Zufall der Kampf angesagt wird?