radioWissen Hans Leipelt und der NS-Volksgerichtshof
Montag, 18.07.2022
09:05
bis 10:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Die Weiße Rose in Hamburg
Der Fall Hans Leipelt
Der Strafrichter Roland Freisler
Im Dienst des NS-Staates
Das Kalenderblatt
18.7.1668
Ballettpremiere zu Ehren der neuen Maitresse, Madame de Montespan
Von Isabella Arcucci
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.
Die Weiße Rose in Hamburg - der Fall Hans Leipelt
Autorin: Renate Eichmeier / Regie: Sabine Kienhöfer
"Und ihr Geist lebt trotzdem weiter!" Diesen Titel setzten Hans Leipelt und seine Freundin Marie-Luise Jahn auf das regimekritische Flugblatt der Widerstandsgruppe Weiße Rose, dessen Verteilung Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 mit ihrem Leben bezahlten. Zufällig war es in die Hände des jungen Liebespaares gelangt, das gemeinsam in München Chemie studierte. Sie beschlossen, den Widerstand der Hingerichteten fortzuführen, brachten das Flugblatt nach Hamburg und verbreiteten es mithilfe der Familie und Freunde von Hans Leipelt. Diese waren Teil eines losen Netzwerkes von Freundes- und Familienkreisen, die das NS Regime ablehnten, ausländische Sender hörten, sich zu Diskussionsrunden trafen, Flugblätter verteilten. Nachdem Kurt Huber von der Weißen Rose in München hingerichtet worden war, sammelten Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn Geld für dessen mittellose Familie. Sie wurden denunziert. Marie Luise Jahn wurde zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, Hans Leipelt Anfang 1945 in München hingerichtet. Insgesamt wurden aus dem Hamburger Netzwerk mehr als dreißig Menschen verhaftet. Nur ein Teil von ihnen überlebte den NS Terror.
Der Strafrichter Roland Freisler- im Dienst des NS-Staates
Autorin: Sabine Straßer / Regie: Sabine Kienhöfer
Er hat Sophie und Hans Scholl zum Tode verurteilt, die Verschwörer des Attentats vom 20. Juli 1944 - und tausende weitere Menschen: Roland Freisler, deutscher Jurist und von 1943 bis 1945 Präsident des deutschen Volksgerichtshofes. Er schickte nicht nur Widerständler zum Schafott, sondern auch unzählige kleine Leute, wie die 40-jährige Emma Hölterhoff, Mutter von vier Kindern, die einmal zu Soldaten gesagt haben sollte: "Schmeißt an der Front das Gewehr weg und stellt euch tot." Freisler brüllte Angeklagte wie sie im Gerichtssaal hemmungslos nieder, bevor er so gut wie immer das Todesurteil über sie aussprach. Der Nürnberger Militärgerichtshof nannte ihn posthum "den düstersten, brutalsten und blutigsten Richter der gesamten deutschen Justizverwaltung." Roland Freisler selbst hätte dieses Urteil womöglich noch mit Stolz erfüllt, denn er galt selbst unter Nationalsozialisten als unberechenbarer Fanatiker und bizarrer Eiferer. Historiker und Menschen, die Freisler noch leibhaftig erlebt haben, sind sich aber einig: Freisler war keineswegs verrückt. Er war ein Produkt seiner Zeit und der Gesellschaft, die ihn umgab.
Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Thomas Morawetz
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