Evangelische Perspektiven Diakonissen

Diakonissen
Abschied von einem evangelischen Lebensmodell
Von Sabine Rauh

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Als der Pfarrer Wilhelm Löhe 1854 in der kleinen mittelfränkischen Gemeinde Neuendettelsau eine Diakonissenanstalt gründet, ahnt niemand, dass daraus im Lauf der Jahre ein Sozialkonzern mit mehreren Tausend Angestellten werden wird. Kindergärten und Schulen, Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung, Krankenhäuser - das Angebot ist groß.
Die Diakonissen aber werden längst immer weniger. Dabei war das Lebensmodell einmal eine attraktive Chance für berufstätige, unverheiratete evangelische Frauen, in Neuendettelsau und an vielen anderen Orten, als Alternative zu Ehe und Familie, die damals gesellschaftliche Norm - und manchmal auch ein Zwang - waren. Der Lohn, wenn es ihn denn gab, kam der Gemeinschaft zugute, die einzelne Diakonisse hatte dem Motto zu folgen: "Ich dien. Mein Lohn ist, dass ich darf".
Die Gemeinschaften haben sich verändert und geöffnet, für Frauen und manchmal auch Männer, die sich auf der Grundlage ihres christlichen Glaubens denselben sozialen Aufgaben stellen wie die Diakonissen: den Menschen zu dienen. Nur eben nicht mehr unter Verzicht auf eine eigene Familie und auch nicht mehr in der Lebensgemeinschaft der sogenannten Mutterhäuser, wo Enge und Geborgenheit nahe beieinanderliegen konnten.
Sabine Rauh spricht mit Diakonissen über ihre Biographie der besonderen Sozialarbeit, der Ehelosigkeit und des gemeinschaftlichen Lebens und zeichnet die Entwicklung dieser Lebensform nach.