Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Verführer

Giacomo Casanova verführt eine Comtesse in Venedig. | Bild: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Dienstag, 06.09.2022
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Giacomo Casanova
Der faszinierende Frauenheld

Gabriele D´Annunzio
Dichter und Erfinder des Faschismus

Das Kalenderblatt
6.9.1780
Goethe krakelt "Wanderers Nachtlied" an Jagdhüttenwand
Von Xaver Frühbeis

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Giacomo Casanova - der faszinierende Frauenheld
Autorin: Karin Becker / Regie: Irene Schuck
Zu Lebzeiten war er - anders als heute - nicht als großer Verführer der Frauen bekannt, sondern vor allem für seine spektakuläre Flucht aus den Bleikammern des Dogenpalastes in Venedig: Giacomo Casanova. Der Sohn einer populären Schauspielerin hat in seinem Leben viel Neid, viel Spott - und viel Bewunderung erregt. Emporkömmling und skrupelloser Betrüger - so sahen ihn die einen. Aufmerksamer Alleskönner mit vollendeten Sitten - so die anderen. Recht hatten dabei alle.
Casanova ging in den großen Fürstenhöfen im Europa des 18. Jahrhunderts ein und aus. Ebenso in vielen Frauengemächern und selbst in Bordellen. Er war Priester, Spieler, Freimaurer, Geiger, Scharlatan, Dramatiker, Philosoph, Erfinder der französischen Staatslotterie und noch vieles mehr. Als im Alter seine Kräfte, seine Wirkung auf das andere Geschlecht und seine Geldreserven geschwunden waren, schrieb er auf einem böhmischen Schloss sein außergewöhnliches Leben nieder. Die folgenden starken Bearbeitungen dieser Memoiren verformten und verengten lange Zeit den Blick auf den rastlosen und genau beobachtenden Reisenden. Heute gelten sie als ein Werk hohen literarischen Anspruchs und werden gewürdigt als ein erstaunlich wahrheitsgetreues Abbild der Sitten seiner Epoche, der Aufklärung.

Gabriele D´Annunzio - Dichter und Erfinder des Faschismus
Autor: Thomas Grasberger / Regie: Sabine Kienhöfer
Er gilt als eine Leitfigur für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis. Der italienische Schriftsteller Gabriele D’Annunzio liebte schnelle Autos, die Frauen und die Oper. Seine Villa am Gardasee, "Il Vittoriale degli Italiani" (heute ein vielbesuchtes Museum) legt beredtes Zeugnis davon ab. Nicht nur in seinem Privatleben, sondern auch als Politiker verstand er sich auf die große Inszenierung. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wollte er im September 1919 mit einer kleinen Gruppe Freischärler die Adria-Stadt Fiume, das heutige Rijeka "befreien". D`Annunzio, der Prophet des Vaterlandes, geriert sich als politischer Führer. Konservative, Nationalisten, Syndikalisten, Kommunisten oder Futuristen - aus allen Gruppierungen kommen Anhänger und Sympathisanten, die D`Annunzios Abenteuer von Fiume unterstützen. Uniformierte Aufmärsche und patriotische Reden vom Balkon des Gouverneurspalastes, große rauschhafte Feste in den Straßen von Fiume, Paraden, Fackeln, Standarten, Fahnen und Rituale. Das ist die Welt der Zeichen und Symbole, die Welt des Ästheten und Dichters D`Annunzio, für den Politik Teil eines Gesamtkunstwerkes sein soll. Er ist der Regisseur einer neuen Massenbewegung: Die Fixierung auf den Führer, die Massenmobilisierung - alles Elemente, die die Faschisten später aufgreifen. Fiume ist also das Laboratorium, in dem zum ersten Mal mit den ästhetischen und irrationalen Elementen des frühen Faschismus experimentiert wird.
Erstsendung: 7. September 2009

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
http://br.de/s/5AgZ83

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