Katholische Welt Kriegsgefangene und ihre Briefe an die Liebsten daheim
Sonntag, 18.12.2022
08:05
bis 08:30 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
"Ich warte sehnsüchtig auf unser Wiedersehen!"
Kriegsgefangene und ihre Briefe an die Liebsten daheim
Von Anna Kemmer
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"Durchhalten, wachsam, gesund bleiben. Weihnachten noch allein, dann immerfür zusammen, Euer Vati und Sohn." Diese Zeilen schreibt Walter Schleinzer Ende 1947 aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft an seine Familie. Ein Weihnachten ohne Väter, Ehemänner und Söhne - für viele Familien in der Nachkriegszeit ist das "normal". Schätzungsweise drei Millionen deutsche Soldaten kamen während des Zweiten Weltkriegs in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Knapp zwei Millionen kehrten zurück. Die ersten ab 1946, viele Familien harrten aber noch viel weitere Jahre der Ankunft ihrer Liebsten. Auch Erika Schleinzer ist voll Sorge um ihren Mann Walter. Als er 1945 gefangen genommen wird, flieht sie mit den beiden Kindern aus Sagan zu ihren Eltern nach Görlitz. Ihre gesamte Existenz, drei Kaufhäuser in Schlesien - muss die Familie zurücklassen. Alleine jeden Tag "die hungrigen Mäuler" satt zu bekommen, ist ein Kraftakt für die junge Mutter: "Bitte Vati, mache Dir keine Illusionen", schreibt sie in einem ihrer Briefe, "wir sind alle bettelarm geworden. Wir haben uns nur mitgenommen, was in je einem Rucksack Platz hatte." Erika Schleinzer hat all die Briefe und Postkarten, die sie und ihr Mann sich zwischen 1945 und 1949 geschrieben haben, sorgfältig aufbewahrt, von ihren eigenen Briefen ins Gefangenenlager machte sie stets Durchschläge. Die fast lückenlos erhaltene Korrespondenz dokumentiert auf berührende und erschreckende Weise, was es mit einer Familie macht, wenn ein Mitglied aus ihrer Mitte gerissen wird. Wenn der Vater in schweren Zeiten fehlt. Und wie trotz allen Leids und aller Schwere nie die Hoffnung auf ein Wiedersehen schwindet: "Ich hoffe dass du bei Eingang dieser Karte auf der Heimreise bist. Auch ich habe tausend Tränen vergossen. Auf das Wiedersehen freuen wir uns alle, wenn wir dieses Fest auch nicht mit den gewohnten lukullischen Genüssen begehen können, so doch mit übervollem Herzen der Freude und des Wiedersehens."
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