Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Zwangsarbeit und die UNRRA

Mitglieder der UNRRA verteilen Suppe an Hilfsbedürftige. | Bild: picture-alliance / PAP | Stanis³aw D¹browiecki

Montag, 06.02.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Zwangsarbeiter
Die vergessenen Kriegsopfer. Beispiel Neuaubing

Die UNRRA
Hilfe für Entwurzelte

Das Kalenderblatt
6.2.1595
Walter Raleigh besteht auf Legende vom Eldorado-Gold
Von Prisca Straub

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Zwangsarbeiter - die vergessenen Kriegsopfer. Beispiel Neuaubing
Autorin: Katharina Hübel / Regie: Anja Scheifinger
Es ist ein ziemlich einzigartiges historisches Dokument, das durch Zufall und Umwege ins NS-Dokumentationszentrum München gekommen ist: Das Tagebuch von Jan Bazuin. Es ist Herbst 1944 und mitten im Zweiten Weltkrieg, als der Neunzehnjährige zu schreiben beginnt. Aus seiner Heimatstadt Rotterdam wird Jan Bazuin von den deutschen Besatzern in eiskalten und überfüllten Güterwaggons nach München verschleppt. Zum Arbeitseinsatz im Deutschen Reich. Dort muss die Rüstungsindustrie angekurbelt und die Wirtschaft am Laufen gehalten werden. So wohnt der Holländer Jan Bazuin die nächsten Monate im Zwangsarbeiterlager Neuaubing, gemeinsam mit anderen Verschleppten: mit Menschen aus der damaligen Sowjetunion, von den Nationalsozialisten als so genannte Ost-Arbeiter diffamiert, mit Franzosen und italienischen Militärinternierten, die als Verräter galten. Allein in München gab es zur damaligen Zeit rund 400 Zwangsarbeiterlager, in ganz Deutschland 30.000. So viele wie heute Supermarktfilialen. Damit war Zwangsarbeit ein alltägliches Phänomen, mitten in der Gesellschaft und jeder Deutsche konnte davon profitieren.
Doch als Kriegsopfer sind die Zwangsarbeiter lange weder politisch noch juristisch anerkannt worden. Sie selbst haben oft lieber geschwiegen und auch die Gesellschaft hat systematisch weggeschaut. Im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Neuaubing entsteht jetzt ein Erinnerungsort, um ihre Geschichte aus dem Vergessen zu heben.

Die UNRRA - Hilfe für Entwurzelte
Autorin: Julia Devlin / Regie: Sabine Kienhöfer
Flüchtlingsleid ist kein neues Phänomen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es in Deutschland schätzungsweise zehn bis zwölf Millionen entwurzelter Menschen, sogenannte Displaced Persons. Die meisten von ihnen waren Opfer des nationalsozialistischen Regimes: Insassen von Konzentrationslagern, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene. Um diese Menschen zu befreien und ihnen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen, wurde im Jahr 1943 die UNRRA gegründet, die United Nations Relief and Rehabilitation Administration. Mit militärischer Effizienz, aber auch mit großem humanitärem Bewusstsein wurde diese Hilfsorganisation im befreiten Deutschland aktiv. Sie richtete ein Netzwerk von Camps ein, in denen die Menschen versorgt wurden. Dabei ging es nicht nur um ein Dach über dem Kopf, Kleidung und genügend Kalorienzufuhr, sondern auch um Bildung, um Religion, um sportliche und kulturelle Aktivitäten. Sogar eine internationale Universität hat die UNRRA einst betrieben - eine idealistische, aber kurzlebige Einrichtung.
Erstsendung 18. Februar 2019

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Thomas Morawetz

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