Bayern 2

     

radioWissen Geschichte vom Essen

Eine Person schiebt einen vollen Einkaufswagen durch einen Supermarkt. | Bild: BR/Johanna Schlüter

Montag, 27.03.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Lebensmittelkontrolle
Eine Risiko-Geschichte

Supermärkte
Die Entwicklung einer Verkaufsstrategie

Das Kalenderblatt
27.3.1990
In London wird das Sherlock Holmes Museum eröffnet
Von Isabella Arcucci

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Lebensmittelkontrolle - eine Risiko-Geschichte
Autorin: Renate Eichmeier / Regie: Martin Trauner
"Man lässt den Wein nicht rein mehr bleiben", klagte Sebastian Brant schon 1494 in seinem "Narrenschiff". Lebensmittelskandale sind keine Erscheinung der Moderne. Mit der Entstehung der mittelalterlichen Stadtgesellschaften machte die Versorgung der wachsenden Stadtbevölkerung eine arbeitsteilige Herstellung von Lebensmitteln notwendig und öffnete Tür und Tor für "Fälscherei und Beschiß". Fleisch von kranken Tieren wurde verkauft, Mehl gestreckt, Gewürze gefälscht - scharfe Strafen vom Pranger bis hin zum Strang sollten abschreckend wirken. Industrialisierung und wissenschaftlicher Fortschritt im 19. Jahrhundert erschlossen neue Dimensionen sowohl der Lebensmittelherstellung als auch -kontrolle und sorgten für öffentliche Diskussionen. Von schlechtem Nährwert und einer Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung war die Rede. Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich wurde der Ruf nach einer reichseinheitlichen Regelung laut. 1876 wurde das Kaiserliche Gesundheitsamt gegründet und drei Jahre später das Nahrungsmittelgesetz verabschiedet, das die Täuschung des Verbrauchers und die Gesundheitsschädlichkeit von Lebensmitteln unter Strafe stellte. Jetzt wurden erste Standards für eine präventive Überwachung der Lebensmittelindustrie festgelegt, und die moderne Lebensmittelkontrolle begann.
Erstsendung 1. Februar 2016

Supermärkte - die Entwicklung einer Verkaufsstrategie
Autor: Lukas Grasberger / Regie: Stefanie Ramb
"Mein Name ist Piggly Wiggly und sie können sich selbst bedienen." Mit diesen Zeilen setzte der Bluessänger Charlie McFadden 1930 einer neuartigen Verkaufsstrategie ein Denkmal. Die Supermärkte des Unternehmers Clarence Saunders hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die USA erobert, viele Konkurrenten haben seine 1917 patentierte Idee des "Piggly-Wiggly"-Ladens nachgeahmt: Statt sich in einem Geschäft in die Warteschlange einzureihen, bis ein Verkäufer die gewünschte Ware über die Theke reichte, machten sich die Käufer im Supermarkt selbst auf die Suche nach den Produkten ihrer Wahl. Der Kunde, der am Regal selbstständig Verbrauchsentscheidungen trifft, war geboren. "Dieser empfand die Selbstbedienung als Autonomiegewinn", sagt der Berliner Konsumforscher Wolfgang König. Diese war zeit- wie kostensparend, und ermöglichte doch, Waren und Preise zu vergleichen. Produkte mussten durch optische Aufmachung auf sich aufmerksam machen - und wurden fortan auch aktiv beworben. Den Bedarf großer Warenmengen durch Supermärkte konnten nur Hersteller decken, die auf Massenproduktion umstellten. Rationalisierung und Effizienzgewinne riefen dennoch auch Kritiker des Massenkonsums auf den Plan: Die persönliche Beziehung zwischen Kunden und Verkäufer sei mit den Supermärkten verlorengegangen, hieß es. Umweltschützer bemängelten, das Vorhalten von Waren im Überfluss ebne den Weg in die Wegwerfgesellschaft.
Erstsendung 21. September 2017

Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz

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