Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Literatur und Identität Asiens

Der kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow. | Bild: picture-alliance / dpa | TASS

Dienstag, 16.05.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Tschingis Aitmatow und Kirgisien
Nomaden, Jurten und Kolchosen

Der Traum der roten Kammer
Die chinesischen Buddenbrooks

Das Kalenderblatt
16.5.1975
Junko Tabei erreicht als erste Frau den Mount Everest
Von Isabella Arcucci

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Tschingis Aitmatow und Kirgisien: Nomaden, Jurten und Kolchosen
Autorin: Fiona Rachel Fischer / Regie: Susi Weichselbaumer
Der Inbegriff des Kirgisischen. So wird das Werk des Autors Tschingis Aitmatow oft bezeichnet. Was genau aber als "kirgisisch" gesehen wird, ist ein Produkt der Sowjetunion. Zu Beginn ihrer Herrschaft sahen die Kommunisten die Randgebiete des alten Zarenreiches als rückständig an. Dazu gehörten ganz besonders die zentralasiatischen Sowjetrepubliken wie Kirgisien. Durch eine Stärkung der kirgisischen Kultur sollte diese Rückständigkeit im Eiltempo überwunden werden. So schossen dort Kulturinstitutionen mithilfe sowjetischer Fördergelder nur so aus dem Boden. Wissenschaftler machten sich daran, die kirgisische Sprache und Kultur weiterzuentwickeln und "noch kirgisischer" zu machen. Doch die sowjetische Kulturpolitik forderte ihre Opfer und sortierte auch ohne Gnade aus. Wichtige Teile der kirgisischen Kultur gingen so verloren - Nomaden wurden gezwungen, sich niederzulassen, und Eliten im stalinistischen Terror beseitigt. Der kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow und seine Vorfahren erfuhren diese Auswirkungen am eigenen Leib. In drei Generationen stieg die Familie im sowjetischen System von Viehhaltern zu Politikern auf. Doch ihr Weg nach oben war geprägt von Existenzangst und Verlust.

Der Traum der roten Kammer - Die chinesischen Buddenbrooks
Autorin: Isabella Arcucci / Regie: Petra Herrmann-Böck
Als Marcel Reich-Ranicki 1979 in die Volksrepublik China reiste, befragten chinesische Schriftsteller den deutschen Literaturkritiker wissbegierig nach den "Buddenbrooks". Dieser Roman, erklärten sie dem verblüfften Gast, sei in China sehr beliebt, denn er erinnere stark an einen chinesischen Klassiker: an das "Hóng lóu mèng" zu Deutsch "Der Traum der roten Kammer". Geschrieben zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Cáo Xuìqín und von Mao einst verehrt und dann verboten, hat "Der Traum der roten Kammer" in China bis heute nichts von seiner Bedeutung eingebüßt: ob als Buch, als Comic oder als Film. Auf über 2000 Seiten erzählt der Roman vom Untergang der Aristokratenfamilie Jia, von Schönheit, Poesie, kaltblütigen Intrigen und: einer tragischen Liebesgeschichte! Doch das Buch ist viel mehr als ein opulentes Familienepos. Es behandelt Themen der Religion und Philosophie, lässt sich auf ein Spiel mit dem Übersinnlichen ein und spürt mit großem psychologischen Feingefühl der existentiellen Frage nach, was Mensch-Sein in einer von Zwängen bestimmten Gesellschaft bedeutet.
Erstsendung 3. Januar 2017

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Thomas Morawetz

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
http://br.de/s/5AgZ83

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.