Bayern 2

     

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Blick auf die Mülldeponie Glindow im Bezirk Potsdam, aufgenommen im September 1990. | Bild: picture-alliance / dpa | DB

Donnerstag, 20.07.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Giftiger Schnee im Sommer
Lehren aus der Katastrophe von Seveso

Müll
Ein Abfall mit Geschichte

Das Kalenderblatt
20.7.1960
Erste weibliche Regierungschefin der Welt, Sirimavo Bandaranaike
Von Justina Schreiber

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Giftiger Schnee im Sommer - Lehren aus der Katastrophe von Seveso
Autor: Hellmuth Nordwig / Regie: Sabine Kienhöfer
Der 12. Juli 1976 war ein heißer Tag. Wie immer spielten die Kinder in der norditalienischen Kleinstadt Seveso mit nacktem Oberkörper. Die weißen Flocken, die plötzlich vom Himmel fielen, bestaunten sie als Naturwunder. Ins Haus ging keines der Kinder - warum auch. Niemand hatte sie vor dem "Schnee" gewarnt, der die giftigsten Substanzen enthielt, die Menschen herstellen können: Dioxine. Sie waren bei einer Explosion in einer Chemieanlage in die Luft geschleudert worden. Die Bilder der Kinder, denen Chlorakne das Gesicht verätzte, gingen um die Welt. Sie waren das neue, erschreckende Symbol für die Chemie, einen Industriezweig, den bis dahin kaum jemand als Sicherheitsrisiko wahrgenommen hatte. Das sollte sich nun radikal ändern - unter anderem durch die "Seveso"-Richtlinien der Europäischen Union zur Chemiesicherheit.
Erstsendung 8. Juli 2011

Müll - ein Abfall mit Geschichte
Autor: Arndt Reuning / Regie: Silke Wolfrum
Ein steter Begleiter der menschlichen Zivilisation ist das Zerbrochene, das Ausgemusterte, das Weggeworfene - kurz: der Müll. Und so stellte sich schon seit dem Altertum die Frage: Wohin mit dem Unrat? Menschen, die im antiken Rom lebten, blickten südlich der Stadtmauer auf einen gewaltigen Scherbenhaufen. Der Monte Testaccio war dort als künstlicher Berg in die Höhe gewachsen. Er bestand aus Verpackungsmüll, aus zerbrochenen Amphoren, die an einem nahe gelegenen Tiberhafen angelandet wurden. Doch erst das 20. Jahrhundert sollte zur Ära der Mülldeponie werden. Denn in der westlichen Welt veränderte sich das Konsumverhalten der Menschen drastisch: immer mehr, immer schneller. Und die Müllberge wuchsen. Gefährliche Abfälle aus der Industrie lagerten auf denselben Kippen wie auch der Hausmüll. Die Natur, so glaubte man, könne die Bestandteile des Mülls durch selbstreinigende Kräfte zersetzen. Doch der Gestank, Ungeziefer und Giftstoffe machten sich bald schon bemerkbar. Und aus der Abfallwirtschaft wurde eine Wissenschaft. Ihr Ziel: begreifen, was im Inneren der Deponie geschieht und wie sich die Umwelt vor den Schadstoffen schützen lässt. Heutzutage sind Mülldeponien komplexe Bauwerke. Und in Zukunft möglicherweise nicht mehr die Endstation für menschliche Abfälle, sondern ein Baustein der Kreislaufwirtschaft.

Moderation: Birgit Magiera
Redaktion: Nicole Ruchlak

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
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