radioWissen am Nachmittag Anton Bruckner und morbide Lieder aus Wien
Dienstag, 08.08.2023
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Anton Bruckner
Sonderling mit Sinn fürs Makabre
"Dunkelgraue Lieder aus Wien"
Von Ludwig Hirsch
Das Kalenderblatt
8.8.1709
Jesuitenpater Bartolomeu de Gusmão stellt Luftschiff vor
Von Isabella Arcucci
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.
Anton Bruckner - Sonderling mit Sinn fürs Makabre
Autorin: Katharina Neuschaefer / Regie: Martin Trauner
Er will es. Er will es unbedingt. Er will ihn anfassen. Der Komponist Anton Bruckner will den Totenschädel von Ludwig van Beethoven anfassen, als dieser auf den Wiener Zentralfriedhof umgebettet werden soll. Schon in den frühen Morgenstunden ist Anton Bruckner vor Ort und verfolgt mit brennendem Interesse, wie der Sarg aus der Erde geholt wird. Gut, Beethoven ist ein Genie, und Bruckner verehrt ihn. Aber den Leichnam berühren? So wie schon zuvor den Schädel von Franz Schubert? Ist es Bewunderung? Ist es die Faszination des Grauens? Die Gier nach Sensationen? Oder schlicht ein zu hoher Testosteronspiegel? Die Psychologie kennt die Begeisterung für das Makabre unter dem Begriff "Thrill- Seeking", das häufig bei jungen Männern beobachtet wird. Trifft es auch auf Anton Bruckner zu? radioWissen geht diesem Phänomen nach und untersucht warum der große österreichische Komponist die Nähe zum Makabren gesucht hat und welche Auswirkungen diese Neigung auf sein musikalisches Schaffen hatte. Denn immer wieder ist der Tod gegenwärtig in Bruckners Musik. Unter dem Eindruck traumatischer Erlebnisse oder schwerer Verluste entstehen seine größten Kompositionen. Als das Wiener Ringtheater in einer schrecklichen Brandkatastrophe zerstört wird und die Flammen unzählige Opfer fordern, kanalisiert Bruckner seine Gefühle in seiner 7. Symphonie. Schwankend zwischen Bestürzung, Mitgefühl und eigenartiger Faszination.
Dunkelgraue Lieder aus Wien - Ludwig Hirsch
Autor und Regie: Frank Halbach
Dunkelgrau waren viele seiner Lieder, aber nicht ihr Schöpfer. Dem Schauspieler Ludwig Hirsch gelang schon mit seinem Debütalbum "Dunkelgraue Lieder" der Durchbruch als Liedermacher: die Melodien süß, die Texte sarkastisch - eine zartbittere Mischung. Ludwig Hirsch war ein singender Geschichtenerzähler, der sich oft dem Morbiden, Tragikomischen und den Grausamkeiten des Alltags widmete. Der Sender Ö3 wollte sein Lied "Komm, großer schwarzer Vogel" nachts nicht spielen: zu düster und unheimlich - man fürchtete Selbstmorde. Ludwig Hirsch sang an gegen faschistischen Mief, gegen Ausländerhetze und Alt-Nazis. Sein Flirten mit dem Tod in seinen Songs machte Ludwig Hirsch für Viele zum Inbegriff des Wieners. Er wurde zur Ikone des österreichischen Liedermachertums und des Austropops und weit über Österreich hinaus zum gefeierten Star.
Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Susanne Poelchau
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