Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Kindgerecht?

Ein Kind mit aufgesetzten Eselsohren steht zur Strafe vor einer Wand. | Bild: picture alliance / akg-images

Montag, 21.08.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Erziehung früher
Das sagt die Bindungsforschung heute

Pionierin der Kindheitsforschung
Martha Muchow

Das Kalenderblatt
21.8.1829
Krönung von Königin Desideria von Schweden
Von Fiona Rachel Fischer

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Erziehung früher - Das sagt die Bindungsforschung heute
Autorin: Birgit Magiera / Regie: Kirsten Böttcher
"Man darf das Kind nicht zu sehr verwöhnen" oder "lass das Baby ruhig mal schreien, sonst hat man schnell einen kleinen Tyrannen im Haus" - es ist noch nicht so lange her, dass junge Eltern solche Ratschläge gehört haben. Im Umgang mit älteren Kindern wurden von Erziehungsratgebern noch vor Kurzem Maßnahmen wie "die stille Treppe" propagiert: dass man ein Kind, das sich renitent und wütend zeigt, aus dem Zimmer schickt und alleine im Treppenhaus sitzen lässt, bis es sich beruhigt hat. Zurückzuführen sind solche Erziehungsmethoden unter anderem auf ein Ratgeberbuch aus der Zeit des Nationalsozialismus: "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind", von Dr. Johanna Haarer. Es wurde bis Ende der 1980er Jahre immer wieder neu aufgelegt und verkauft. Aus Sicht der Bindungsforschung lesen sich die darin beschriebenen Methoden zur Säuglingspflege fast als Anleitung, wie man einen beziehungsgestörten Menschen heranzieht. Welche langfristigen Auswirkungen kann diese Haltung von Härte und emotionaler Kälte haben - auf heute Erwachsene und auch noch deren Kinder?

Pionierin der Kindheitsforschung - Martha Muchow
Autorin: Daniela Remus / Regie: Sabine Kienhöfer
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Psychologie nicht nur eine sehr junge Wissenschaft, sondern auch eine ziemlich exklusive Männerdomäne. Eine der wenigen Frauen, denen es gelang, sich an der Universität durchzusetzen und mit ihren Forschungen internationales Renommee zu erlangen, war die gebürtige Hamburgerin Martha Muchow. In ihrem Hauptwerk "Der Lebensraum des Großstadtkindes" untersuchte sie die Frage, wie Kinder sich ihren Lebensraum, ihre Umwelt erschließen und was das für ihre Entwicklung bedeutet. Muchows Blick auf das Subjekt Kind gilt heute als Meilenstein der deutschen Sozialforschung. Aber 1933 wurde die christliche Wissenschaftlerin aller Ämter enthoben. Ihre Arbeit galt als "verjudet" und "undeutsch". Denn der Blick auf das Individuum und seine Entwicklung stand dem nationalsozialistischen Menschenbild diametral entgegen.
Erstsendung 21. März 2016

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Thomas Morawetz

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