Bayern 2

     

radioWissen Inzest und Scham

Giovanni Francesco 1589-1659. 'Lot und seine Töchter', 1617. (1.Mose 19,31-38). Öl auf Leinwand | Bild: picture-alliance / akg-images | akg-images

Dienstag, 24.10.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Inzest
Tabu und Mythos

Scham
Ein sozialer Basisaffekt

Das Kalenderblatt
24.10.1929
Virginia Woolfs "Ein eigenes Zimmer" erscheint
Von Justina Schreiber

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Inzest - Tabu und Mythos
Autor und Regie: Frank Halbach
Die sexuelle Beziehung zwischen Blutsverwandten ist ein Kulturen übergreifendes Tabu. In Mythen und Überlieferungen alter Kulturen erscheint der Inzest sowohl als heiliges Verbot als auch als ein Privileg für nicht gewöhnliche Sterbliche. Diese Ambivalenz spiegelt sich in der zwiespältigen Faszination, die das Motiv seit jeher auf die Literatur ausübt. Freud leitet aus der Tragödie "Ödipus" des antiken Dichters Sophokles gar den für ihn basalen, menschlichen Trieb ab, der ausschlaggebend für die Entstehung von Kultur ist. Freud nutzte für seine psychoanalytische Forschung seit jeher bevorzugt literarisches Material. In der Tat finden sich in der Literaturgeschichte, neben den Inzesten, die in den Schöpfungsmythen vieler Völker vorkommen, eine Vielzahl dramatischer Erzählungen, die das Thema behandeln: Sei es in der Artussage, dem Märchen "Allerleirauh" der Brüder Grimm, Richard Wagners Musikdrama "Die Walküre", bei Thomas Mann, Max Frisch, John Irving oder im Punk-Rock-Titel "Geschwisterliebe" von "Die Ärzte". Die Vielzahl literarischer Bearbeitungen machen den Inzest zu einer historischen Variablen, die in unterschiedlichen Kontexten betrachtet werden muss. Dabei geht von der naheliegenden Frage "Wie entsteht das Inzesttabu?" bis zum Thema "Wie entsteht Kultur?"

Scham - ein sozialer Basisaffekt
Autorin: Prisca Straub Küch / Regie: Kirsten Böttcher
Scham lauert überall. Jeden Tag. Und kann uns unerwartet intensiv treffen. Wir haben etwas erlebt oder getan, von dem wir sicher sind, dass es das Umfeld nicht akzeptiert. Wir fühlen uns verurteilt, vielleicht sogar mit unserem ganzen Wesen in Frage gestellt. Wer sich schämt, empfindet eine existenzielle Beschädigung. Deshalb gehört Scham zu den unangenehmsten Gefühlen überhaupt. Gleichzeitig haben uns Schamgrenzen als soziale Lebewesen auch enorm erfolgreich gemacht. Scham gehört zu unserer menschlichen Grundausstattung dazu - und ist in allen Kulturen vorhanden. Doch: Die Auffassungen davon, was als beschämend gilt, sind sehr unterschiedlich. Jede Kultur schämt sich anders.
Erstsendung 26. Februar 2020

Moderation: Katharina Hübel
Redaktion: Susanne Poelchau

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