Bayern 2

     

radioWissen Die Bewerbung und die Leistungsgesellschaft

Eine junge Frau stellt sich am in einem Buero in Hamburg bei einem Arbeitgeber vor (gestellte Szene). | Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Mittwoch, 25.10.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Die Bewerbung
Betteln, Posen, Aufpolieren

Die Leistungsgesellschaft
Ein Phänomen der Moderne


Das Kalenderblatt
25.10.1892
Erfindung des Bierdeckels
Von Katharina Hübel

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Die Bewerbung - Betteln, Posen, Aufpolieren
Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck
Ob es nun um eine schriftliche Bewerbung oder die mündliche Performance beim Vorstellungsgespräch geht: gar nicht so einfach, sich selbst als bestmöglichen Kandidaten zu präsentieren, ohne allzu dick aufzutragen. In diesem Punkt hatten es die Jobsuchenden früherer Zeiten einfacher. Vor 200 Jahren galt es noch als unschicklich, über die eigenen Vorzüge zu sprechen. Damals stand vielmehr die Bedürftigkeit im Vordergrund, wenn sich einer für eine Anstellung im Polizeidienst oder als Amtsschreiber "empfahl". Mit oft weitschweifigen Lebensberichten appellierten die Bewerber, die sich als Bittsteller verstanden, an das moralische Gewissen ihrer potentiellen Arbeitgeber: man habe schließlich "5 Kinder, darunter einen unglücklichen blinden Knaben von 15 Jahren" zu versorgen oder ähnliche Schicksalsschläge zu verkraften. Ratgeber halfen auch damals schon, den richtigen Ton zu treffen. Selbst wenn moderne Coachings oder Trainings heute andere Schwerpunkte setzen - eins hat sich nicht verändert: so perfekt die Bewerbungen auch sind, es kann immer nur eine Person die betreffende Stelle erhalten.

Die Leistungsgesellschaft - ein Phänomen der Moderne
Autorin: Daniela Remus / Regie: Irene Schuck
"Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Die aufklärerische Forderung von Immanuel Kant sorgte zu Beginn des 19. Jahrhunderts für harsche Kritik. Ein Frontalangriff gegen die Rolle der Kirche - so interpretierten viele die Forderung des Königsberger Philosophen. Dabei steckt in diesem Satz noch viel mehr. Beispielsweise die Aufkündigung der bestehenden Ständegesellschaft. Die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse hat damals über Bildungs- und Berufschancen entschieden, über Reichtum und Elend. Erst mit dem Beginn der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurde die Ungerechtigkeit dieser Gesellschaftsordnung in Frage gestellt, was letztlich zu deren Ablösung führte. An die Stelle von Privilegien oder lebenslanger Nachteile durch Geburt ist dadurch in den westlichen Industriegesellschaften der Leistungsbegriff getreten. Aber auch schon in den Jahrhunderten davor konnten sich Menschen für besondere Leistungen begeistern: Die antiken Olympia-Teilnehmer, die römischen Gladiatoren oder die christlichen Ritter errangen durch ihre Leistungen zahlreiche Privilegien. Zum Gesellschaftskonzept aber wurde der Leistungsbegriff erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber haben tatsächlich alle Menschen die gleichen Chancen, die erforderlichen Leistungen zu erbringen? Wie gerecht ist eine Gesellschaft, wenn Menschen Spitzenleistungen erbringen müssen, um gesellschaftlichen Einfluss zu haben? Und wie kann objektiv beurteilt werden, welche Leistung welchen Wert hat?
Erstsendung 5. Oktober 2017

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Susanne Poelchau

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