Bayern 2

     

radioWissen Fantasie und Melancholie

Pflanzen und Blumen mit einem aus Papier ausgeschnittenem Kopf vor rotem Hintergrund. | Bild: picture alliance / Westend61 | Gemma Ferrando

Mittwoch, 22.11.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Fantasie
Das oft ungenutzte Potenzial

Melancholie
Zwischen Genialität und Wahnsinn

Das Kalenderblatt
22.11.1983
Helmut Schmidt bastelt im Bundestag Papierflieger
Von Simon Demmelhubert

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Fantasie - das oft ungenutzte Potenzial
Autorin: Karin Lamsfuß / Regie: Sabine Kienhöfer
Wer über eine blühende Fantasie verfügt, ist in der Lage, allein in seiner Vorstellungskraft Bilder, Geschichten, Ideen oder Szenarien zu erzeugen. Nicht ohne Grund bedeutet Fantasie übersetzt "Erscheinung" oder "Traumgesicht". Der Fantasie freien Lauf lassen, das scheint vor allem das Privileg von Kindern zu sein. In jungen Jahren ist es Bestandteil des Spiels, in erfundene Welten abzutauchen. Bei Erwachsenen hingegen wird eine zu schillernde Fantasie nur allzu oft als verrückt oder realitätsfern abgetan. Allzu oft gelten schräge Ideen als Hirngespinste. Dabei liegt in der Fantasie ein ungeheurer Schatz: Die lebendige Vorstellungskraft kann Raum öffnen für neue, ungewöhnliche Ideen. Sie ist Grundlage aller Kreativität, vor allem in der Kunst, Fantasie kann eine tröstende Gegenwelt schaffen, wenn die Welt nur allzu grau erscheint. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die sich stets in Fantasiewelten flüchten und gar nicht mehr am realen Leben teilnehmen. Das ist die negative Seite der Fantasie. Doch das Reich der inneren Bilder kann neue Perspektiven eröffnen, helfen, mal komplett "um die Ecke" zu denken, wenn sich alles Bisherige als Sackgasse erweist. Alle Ideen entstehen zunächst in der Fantasie. Ohne diese kreativen Neuschöpfungen gäbe es keine Weiterentwicklung.

Melancholie - zwischen Genialität und Wahnsinn
Autorin: Susanne Brandl / Regie: Eva Demmelhuber
Auch wenn Melancholie heutzutage oft als Synonym für Traurigkeit oder Schwermut verwendet wird, so gilt die Melancholie seit der aristotelischen Antike auch als beglückende Quelle der Inspiration. Tatsächlich ist der Begriff der Melancholie eine schwankende Größe. Mal wird sie als genialisch mal als krankhaft beschrieben. Melancholie ist kein originär philosophischer Begriff. Dennoch haben sich zahlreiche Philosophen mit ihr beschäftigt oder gar identifiziert. Von der Philosophie der Antike, über das Mittelalter, die frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Bei Aristoteles wird der Melancholiker als genial begriffen, Thomas von Aquin sieht im melancholischen Dasein die sogenannte Mönchskrankheit, Marsilio Ficino rekurriert auf die antike Vorstellung des melancholischen Genies und sieht es unter dem Einfluss des Saturn als zerrissenes Subjekt zwischen krankhaftem Wahnsinn und herausragendem Intellekt. Schopenhauer resümiert: "Die Melancholie ist das Glück darüber, dem treibenden Willen nicht mehr ausgeliefert zu sein, nichts mehr zu wollen."

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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