Bayern 2

     

radioWissen Der Wunsch und die Überraschung

Ein Kind hält ein verpacktes Geschenk in den Händen. | Bild: stock.adobe.com/Anikonaann

Mittwoch, 06.12.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Wunsch und wünschen
Ansporn oder Realitätsflucht?

Das Geschenk
Die Magie der Überraschung

Das Kalenderblatt
6.12.1909
Jiu Jitsu beim Cafékonzert
Von Ulrike Rückert

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Wunsch und wünschen - Ansporn oder Realitätsflucht?
Autor: Simon Demmelhuber / Regie: Sabine Kienhöfer
Warten gehört zum Leben. Wir warten auf Menschen, Dinge, Ereignisse, die uns Befriedigung, Behagen, Sicherheit geben. Wir warten auf die Liebe, das Glück, den Traumjob, den Lottosechser. Doch was wir ersehnen, ist oft nicht verfügbar, unsere Bedürfnisse bleiben ungestillt. Das erzeugt Spannungen, die wir nur schwer aushalten. Aber ganz hilflos sind wir nicht. Es gibt eine Strategie, die das Entbehrte im Nu herbeischafft: Wir können wünschen! Der Wunsch, so formuliert es Kant, ist die Fähigkeit, etwas, das aktuell fehlt, in der Vorstellung ohne Kraftaufwand hervorzubringen. Der kreative Akt gelingt, weil der Wunsch so tut, als sei das Erwartete bereits eingetreten. Er halluziniert seine Erfüllung, und dieser imaginierte Ersatz entspannt das psychophysische System. Wünschen heißt also nicht automatisch, sich in irreale Traumwelt zu flüchten. Wünschen hilft uns, mit Erfahrungen des Mangels und der Entmächtigung besser zurechtzukommen. Für den Dauergebrauch taugt die Strategie jedoch nicht. Um das Leben zu gestalten, muss aus dem Wünschen ein Wollen und aus dem Wollen ein Handeln werden. Sonst besteht die Gefahr, dass wir in der Ersatzwelt steckenbleiben und den Sprung ins Tun verpassen.

Das Geschenk - die Magie der Überraschung
Autorin: Veronika Wawatschek / Regie: Sabine Kienhöfer
Wenn an Heiligabend das Glöckchen ertönt, dann ist es wie in jedem Jahr: Leuchtende Kinderaugen, raschelndes Papier beim Auspacken, Herzen, die vor Freude höherschlagen - keine Frage: Schenken ist schön. Schenken macht Spaß. Und doch ist das Geschenk selten ganz uneigennützig. Verhaltensbiologen gehen davon aus, dass es seinen Ursprung im Werben um Partner und aus dem Brutpflegeverhalten hat. Schenken ist eine uralte Tradition, Geschenke können Frieden stiften, wer reist, bringt den Daheimgebliebenen etwas mit, lässt sie dadurch teilhaben an seinen Erlebnissen und wer zu Besuch kommt, hat in der Regel zumindest Blumen oder einen guten Wein dabei. Fast jede Religion kennt die Opfergabe - sei es um Gottheiten gnädig zu stimmen oder um sich einen Vorteil im Jenseits zu erkaufen. Im Diesseits nennt sich diese Art der Schenkökonomie dann auch mal Korruption. Denn Geschenke können der Machtdemonstration dienen, können Ausarten, den Beschenkten in Verlegenheit bringen oder gar Neid, Missgunst und Zwietracht unter die Beschenkten oder die Leerausgegangenen bringen. Und doch, bei aller möglichen Berechnung: Feiern ohne Geschenke macht nur halb so viel Spaß. Ein Feature, das das Geschenk von allen Seiten anpackt.
Erstsendung 5. Dezember 2018

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Bernhard Kastner

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
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