Bayern 2

     

radioWissen Geschichte der Küche und der Mikrowelle

Eine Familie kocht mit ihren Kindern in der Küche. | Bild: BR/Julia Müller

Donnerstag, 07.12.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die Küche
Zwischen Kochen und Kommunikation

Die Mikrowelle
Vom Radargerät in die Küche

Das Kalenderblatt
7.12.1969
Loriots Gedicht "Advent" wird veröffentlicht
Von Justina Schreiber

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Die Küche - Zwischen Kochen und Kommunikation
Autorin: Julie Metzdorf / Regie: Kirsten Böttcher
Kochen ist gefährlich. Im Mittelalter führte es regelmäßig zu Großbränden, im 20. Jahrhundert zu Depressionen: Hausfrauen arbeiteten jahrzehntelang einsam in Einzelküchen. Dabei war die Feuerstelle zunächst einmal ein Ort des Miteinanders: Die ersten Küchen der Menschheit wurden vermutlich von den Bewohnern der umliegenden Hütten gemeinschaftlich genutzt, auch im alten Rom gab es öffentliche Küchen und Backstuben. In den westlichen Industrieländen aber setzte sich im 20. Jahrhundert die Kleinstküche durch. Es musste nicht mehr jedermann seine Butter selber stampfen, für Brot und Wurst sorgten in den Städten nun Bäcker und Metzger, die Küchen konnten kleiner werden. Statt Tisch stand nun die Hausfrau in der Mitte und konnte rundherum agieren, gegessen wurde im Wohnzimmer. So konnten auch sozial weniger privilegierte Schichten zu einer kleinen Wohnung kommen. Und heute? Gilt die Küche als Ort der Kommunikation, im Idealfall kochen alle miteinander. Offene Küchen mit Kochinsel und großem Esstisch sind wieder aktuell. Aber wer kann sich das leisten? Ein radioWissen über den Magneten des Hauses, über Unterschiede zwischen Stadt und Land, arm und reich, über gusseiserne Pfannen und Resopal, Küchenbuffets und Dunstabzugshauben.

Die Mikrowelle - vom Radargerät in die Küche
Autorin: Inga Pflug / Regie: Christiane Klenz
Tür auf, Essen rein, den Timer stellen und - Plong - schon gibt es eine warme Mahlzeit. Die Mikrowelle, oder genauer der Mikrowellenherd, hat unsere Ernährung in vielerlei Hinsicht vereinfacht: Reste vom Vortag wieder aufzuwärmen oder zu individuellen Zeiten zu essen, war niemals zuvor so leicht. Zu verdanken ist das einer Technik, die geradezu magisch wirkt und doch auf natürlichen Phänomenen beruht: Mikrowellen sind elektromagnetische Wellen, genauso wie Licht oder Radarstrahlen. Sie erhitzen unsere Speisen "von innen heraus". Weil der Mensch aber über keinen Sinn verfügt, um sie wahrzunehmen, stehen viele der Mikrowelle skeptisch gegenüber. Gleichzeitig markiert der Erfolg des Mikrowellenherdes aber auch einen Wendepunkt in unserer Esskultur: Versuchte der Mensch vorher stets, sich besser zu ernähren und sein Essen weiterzuentwickeln, markiert der Einsatz des Mikrowellenherdes einen Wendepunkt in unserer Zivilisations- und Kulturgeschichte. Und der Mikrowellenherd selbst wandelte sich im Laufe seiner Geschichte vom Prestigeobjekt zum verschämt in der Ecke versteckten Küchenutensil. Dabei könnte er gerade durch die Nachhaltigkeitsdiskussion eine Renaissance erleben.
Erstsendung 8. Oktober 2020

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Nicole Ruchlak

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