radioWissen am Nachmittag Völkische Phantasten und Antisemiten
Montag, 18.12.2023
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Nueva Germania
Das gescheiterte "Arier-Experiment" im Urwald
Bayern zwischen den Kriegen
Von der Bohème zur Barbarei
Das Kalenderblatt
18.12.1878
"Blindekuh" von Johann Strauß (Sohn) uraufgeführt
Von Isabella Arcucci
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.
Nueva Germania - das gescheiterte "Arier-Experiment" im Urwald
Autor: Sebastian Kirschner / Regie: Anja Scheifinger
Einen Zufluchtsort für die "arische Rasse" - den wollte der glühende Antisemit Bernhard Förster gründen, zusammen mit seiner Frau Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester von Philosoph Friedrich Nietzsche. Im Jahr 1886 entsteht daraus im Urwald von Paraguay mit einer Handvoll deutscher Auswanderer Neu-Germanien. Für viele eine Flucht aus Armut und Industrialisierung im Deutschen Reich, hinein in einen Traum von ländlicher Idylle und Idealen, die sich am Mythos der Germanen orientieren. Eine Flucht, die in einem von Krankheiten und Hunger geplagten Dorf endet, beschwerliche acht Tagesreisen entfernt von Asuncion. Schon nach sieben Jahren zerschlägt sich das antisemitische Projekt: Förster begeht Selbstmord, seine Frau flieht zurück nach Deutschland. Doch wer bleibt zurück? Fakt ist: Die Siedlung existiert bis heute. Wie und unter welchen Bedingungen konnte das gelingen? Ein Team von Archäologen ist dabei, das herauszufinden.
Bayern zwischen den Kriegen - von der Bohème zur Barbarei
Autor: Simone Demmelhuber und Volker Eklkofer / Regie: Martin Trauner
Um 1900 ist München nach Berlin das zweite Zentrum des Kaiserreichs. Die Stadt pflegt ihren Ruf als lebensfrohe Kunstmetropole. Doch der Glanz hat eine dunkle Seite. Hinter der Schaufassade des heiter-toleranten Isar-Athens gären politische, soziale und kulturelle Konflikte. In diesem Klima erstarken neben esoterischen und okkulten Gruppierungen auch aggressiv nationalistische, antidemokratische und antisemitische Bewegungen. Großen Zulauf verbuchen vor allem "völkische" Kräfte. Sie beschwören das "gemeinsame deutsche Blut“, schüren Überfremdungsängste, fordern Abgrenzung und Rassenreinheit. Ab 1918 radikalisiert sich die hauptsächlich in der "Thulegesellschaft", im "Alldeutschen Verband" und im "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund" organisierte Strömung rapide. Gestützt auf Verbindungen in höchste Kreise, eigene Medien und geschickte Agitatoren weiten völkische Verbände ihren Einfluss aus. Ihr Wirken lockt in den 1920er Jahren militante Extremisten nach München, die Bayern zum Sammel- und Rekrutierungsbecken gewaltbereiter Republikfeinde machen. In seiner dezidiert rassistisch begründeten Ablehnung des parlamentarischen Systems wird das völkische Denken so zum Wegbereiter und Steigbügelhalter des NS-Regimes.
Erstsendung 4. Oktober 2021
Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz
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