Bayern 2

     

radioWissen Zwischen NS-Deutschland und der Türkei

Die Brücke von Galatha und der Galataturm in Konstantinopel. Glasdiapositiv, um 1910 | Bild: picture-alliance / brandstaetter images/Österreichisches Volkshoc | Anonym

Montag, 22.01.2024
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Der Orientalist Karl Süßheim
Vergessen und wiederentdeckt

Deutsche im türkischen Exil
Wissenschaftsmigration zwischen 1933 und 1945

Das Kalenderblatt
22.1.1660
Samuel Pepys trägt zum ersten Mal die neuen Schnallen an den Schuhen
Von Carola Zinner

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Der Orientalist Karl Süßheim - vergessen und wiederentdeckt
Autorin: Ulrike Beck / Regie: Christiane Klenz
Der jüdische Orientalist und Historiker Karl Süßheim war lange Jahre vergessen. Was unbegreiflich erscheint angesichts der Bedeutung, die der einstige Professor für orientalische Sprachen und türkische Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts in Bayern hatte. 1878 in Nürnberg geboren erwacht sein Interesse für den Orient während seines Geschichtsstudiums in Berlin. Er ist so fasziniert, dass er gleich nach seiner Promotion für einige Jahre nach Konstantinopel zieht, um seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Eine Expertise, die ihn während des Ersten Weltkrieges als frisch habilitierten Privatdozenten in München unentbehrlich macht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ändert sich sein Leben schlagartig. Karl Süßheim verliert seine Stelle an der Universität und emigriert 1941 mit seiner Familie nach Istanbul, wo er mit nur 69 Jahren stirbt. Die Übersetzung seiner zeithistorisch wertvollen Tagebücher ins Englische erscheint erst 2002. Die erste umfassende deutschsprachige Biografie des bedeutenden bayerischen Orientlisten 2022.

Deutsche im türkischen Exil - Wissenschaftsmigration zwischen 1933 und 1945
Autorin: Claudia Steiner / Regie: Kirsten Böttcher
In der Zeit des Nationalsozialismus gingen viele verfolgte und kritische Wissenschaftler ins Exil in die Türkei. Architekten, Bildhauer, Juristen, Botaniker, Physiker und Mathematiker kamen ins Land. Die türkische Regierung hatte Reformen angestoßen, das Land brauchte westliches Know-how. Die Forscher bekamen zeitlich befristete Verträge und mussten sich verpflichten, Türkisch zu lernen. Dafür halfen sie beim Aufbau türkischer Behörden, Institutionen und Hochschulen. Wissenschaftler, die ausgebürgert wurden, bekamen in ihren Pass "heimatlos" gestempelt. Der Begriff "haymatloz" ging später als Synonym für Exilanten in die türkische Sprache ein. Die Verfolgten und Vertriebenen waren aber nur ein Teil der auslandsdeutschen Gemeinde, denn die Türkei hatte bereits seit Mitte der 1920er Jahre ausländische Gelehrte ins Land geholt - unabhängig von ihrem religiösen oder politischen Hintergrund. Nach dem Krieg verließen viele Forscher, Wissenschaftler und Intellektuelle die Türkei wieder. Einige aber blieben.
Erstsendung 26. Juli 2021

Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz

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