radioWissen am Nachmittag Hermann Hesse und sein "Steppenwolf"
Dienstag, 09.06.2015
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
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Während Hermann Hesse den "Steppenwolf" schrieb, erläutert er in einem Brief seine Hauptfigur: "[…] es ist die Geschichte eines Menschen, welcher komischerweise darunter leidet, dass er zur Hälfte ein Mensch, zur Hälfte ein Wolf ist. Die eine Hälfte will fressen, saufen, morden und dergleichen einfache Dinge, die andere will denken ..." Kenner des Werkes meinen, dass es diese innere Zerrissenheit war, die den Roman schließlich so populär machte. Die Figur des Steppenwolfs bietet sich als Identifikationsfigur an. Der kultivierte Protagonist, Harry Haller, er steht vor seinem 50. Geburtstag und durchlebt eine schwere Krise. Er will sich das Leben nehmen. Sein eigenes bildungsbürgerliches Leben ödet ihn ebenso an wie die Gesellschaftsschicht, aus der er stammt. Er wurde durch seinen Pazifismus zum Außenseiter. In dieser Situation begegnet er seinem weiblichen Gegenpart Hermine, die ihm die sinnlich-sexuelle Seite des Lebens nahebringt. Harry Haller lässt sich darauf ein. Er erlebt, dass er keine einheitliche und widerspruchsfreie Persönlichkeit ist. Der Ausweg, verschiedene Persönlichkeiten nebeneinander in einer Person existieren zu lassen, kann nur mit Humor gelingen. Am Ende wird Harry Haller ausgelacht. Der 1927 erschienene "Steppenwolf" brachte Hesse 1946 den Nobelpreis ein.
Ein Welterfolg wurde das Buch erst in den 1960er Jahren. Eine Rockband benannte sich nach dem Roman. Liedtexte beziehen sich auf ihn. "Der Steppenwolf" - ein Longseller.
"Der Bursche hat eine Riesenstärke, einen mächtigen Willen und wirklich eine Art ganz erstaunlichen Verstand. Wo will’s hinaus?" Der am 2.Juli 1877 in Calw geborene Hermann Hesse, Spross einer christlichen Missionarsfamilie, war vier, als seine Mutter diese Zeilen zu Papier brachte. Früh beginnt er zu dichten und zu zeichnen. Seine Phantasie scheint unerschöpflich. Einerseits ist er vom schwäbisch pietistischen Elternhaus geprägt, andererseits von der Sehnsucht nach der Ferne. Fasziniert lauscht er den Erzählungen des Vaters über dessen baltischen Heimat. Seine Kindheit empfand der Dichter als "eine überaus heitere, bei aller Christlichkeit sehr lebensfrohe Welt." Während einer Buchhändlerlehre nutzt er die Gelegenheit zum Lesen. Bald folgen eigene Veröffentlichungen. Hesse, stark beeinflusst von C. G. Jung, öffnet sich - wie dieser auch - den Mythen der Völker und besonders den fernöstlichen Weisheiten. "Siddharta", "Klingsors letzter Sommer", "Das Glasperlenspiel", "Der Steppenwolf" entstehen. Seine Romane sind stark autobiografisch gefärbt. 1946 erhält er den Nobelpreis für sein Lebenswerk, das nicht nur in seinen Büchern, sondern auch in seinen Bildern präsent ist. Für viele, die auf der Suche sind nach einer kreativen, humanen und friedlichen Lebensweise ist Hermann Hesse zur Kultfigur geworden.
Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Petra Herrmann
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