Bayern 2

     

Hörspiel hör!spiel!art.mix: "Moskauer Zeit" von Helmut Kopetzky

Freitag, 16.02.2024
21:05 bis 22:30 Uhr

BAYERN 2

100 aus 100
Moskauer Zeit
Sowjetunion Stereo - Eine Reise für Zuhörer
Von Helmut Kopetzky
Mit Warwara Petrowa, Hermann Treusch
Regie: Helmut Kopetzky
hr/SFB/BR 1988
Verfügbar in der ARD Audiothek

Drei Schläge der Kreml-Uhr dröhnen über den nächtlich leeren Roten Platz in Moskau. In Aschchabad und Tjumen ist es jetzt fünf Uhr, in Frunse sechs, in Nowosibirsk sieben, in Tschita neun, in Wladiwostok zehn und in Petropawlowsk auf Kamtschatka gerade 12 Uhr mittags. Doch überall auf diesen 22 Millionen Quadratkilometern Sowjetunion (88-mal die Bundesrepublik) fahren Züge, fliegen Flugzeuge, melden sich die Rundfunksender in „Moskauer Zeit“. „Moskauer Zeit“ ist der Pulsschlag einer Weltmacht, Zeittakt zentralisierter Verwaltung. „Moskauer Zeit“ dient auch als Einteilung der 71 Jahre Sowjetgeschichte in Eiszeiten und Tauwetterperioden, in optimistisch beschwingte und finstere Zeiträume, in Phasen des Aufschwungs und der Stagnation: Lenins, Stalins, Chruschtschows, Breschnews Zeitalter. Seit 1982 hat der Funkautor Helmut Kopetzky auf sieben journalistischen Erkundungsreisen dieses „Sechstel der Erde“ mit Stereomikrophonen ab-gehört: den lärmenden 1.Mai-Aufzug am Roten Platz und die beschwipsten Morgenstunden des Neujahrstags mit ostsibirischen Eisenbahnarbeitern; die „weißen“ Leningrader Nächte, in denen die Jugend mit Gitarren und Kassettenrekordern um die Bastionen der Peter-Pauls-Festung schwärmt; die benebelnden Dreiklangwolken religiöser Gesänge im Kloster Sagorsk und das orientalische Tohuwabohu auf dem Marktplatz von Kokant/Usbekistan; die laute offizielle und die alltäglich-private, die leise und nachdenkliche UdSSR, ihren Sound. Die Geräusche der Jetztzeit und Anklänge vergangener (aber keineswegs vergessener oder gar bewältigter) Zeitabschnitte durchdringen einander in dieser akustischen Komposition wie im „wirklichen“ sowjetischen Leben.

Helmut Kopetzky, geb. 1940, Rundfunkautor. Axel-Eggebrecht-Preis 2008 für sein Lebenswerk.

Diese Sendung ist Teil von 100 aus 100.Die Hörspiel-Collection. Der Jubiläumspodcast von ARD und DLF präsentiert 100 kuratierte Hörspiele von den 1920er Jahren bis heute, aus dem Repertoire von ARD und DLF mit Unterstützung des Deutschen Rundfunkarchivs.