Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Starke Frauen in der frühen Neuzeit

Prägung mit einem Porträt von Dona Gracia Nasi. | Bild: picture alliance / akg-images

Montag, 11.03.2024
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Dona Gracia Nasi
Eine vergessene Heldin der Renaissance

Maria Sibylla Merian
Naturforscherin und Künstlerin

Das Kalenderblatt
11.3.1907
Endlich Gewicht der Seele ermittelt
Von Prisca Straub

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Dona Gracia Nasi - eine vergessene Heldin der Renaissance
Autor: Simon Demmelhuber / Regie: Sabine Kienhöfer
Das Leben der sephardischen Jüdin Dona Gracia Nasi ist exemplarisch und einzigartig zugleich. Exemplarisch für das Schicksal spanischer und portugiesischer Juden, die ein gewalttätiger religiöser Fanatismus um 1500 aus ihrer Heimat vertreibt. Und einzigartig durch die Kraft einer Persönlichkeit, die sich unter schwierigsten Umständen unbeirrbar behauptet und für zahllose vertriebene Jüdinnen und Juden ein Zeichen der Hoffnung setzt. 1510 in Lissabon geboren und früh verwitwet, leitet Dona Gracia ab 1538 eines der mächtigsten Handelshäuser der europäischen Renaissance. Stets bedroht von der Inquisition, von staatlichen Enteignungsversuchen und judenfeindlicher Hetze verlagert sie das Unternehmen mehrmals in vermeintlich sichere Zufluchtsorte. Dort nutzt sie ihr Vermögen und ihren Einfluss, um ansässigen Gemeinden und verfolgten Juden beizustehen. Doch weder Antwerpen noch Venedig oder Ferrara gewähren Sicherheit. 1553 wird Konstantinopel zum Endpunkt einer lebenslangen Flucht. Hier entwickelt Dona Gracia eine letzte große Vision: Die Ansiedlung jüdischer Kolonisten im osmanischen Palästina. 1569 stirbt sie in Konstantinopel.

Maria Sibylla Merian - Naturforscherin und Künstlerin
Autorin: Renate Ell / Regie: Sabine Kienhöfer
Schon als Jugendliche beobachtet Maria Sibylla Merian fasziniert, wie aus gefräßigen Raupen erst wie tot wirkende Puppen und dann bunte Schmetterlinge werden. Neugierig und künstlerisch hoch begabt ist die 1646 geborene, jüngste Tochter des berühmten Matthäus Merian der Ältere, die ihren Vater im Alter von drei Jahren verliert. Ihr Stiefvater, ein auf Blumenbilder spezialisierter Maler, erkennt und fördert ihr Talent schon in jungen Jahren. Und sie lernt das Kupferstechen - für ein Mädchen sehr ungewöhnlich. Aber das Normale ist ihre Sache nicht. Verheiratet mit einem Nürnberger Maler, trägt sie erheblich zum Familieneinkommen bei - durch den Handel mit Malutensilien, Zeichenunterricht und natürlich mit ihren Büchern. In "Der Raupen wunderbare Verwandelung" zeigt sie die Insekten-Metamorphose mit so präzisen und gleichzeitig so schönen Bildern wie niemand vor ihr, und wendet sich mit ihren deutschen Texten, auch das ungewöhnlich, an Laien. Nicht Wissenschaft ist ihr Anliegen, sondern Gott "als einen Schöpfer auch dieser Kleinsten und geringsten Würmlein zu preisen". Nach 20-jähriger Ehe verlässt sie ihren Mann, um mit ihren zwei ebenfalls künstlerisch begabten Töchtern bei einer pietistischen Sekte zu leben. Ausgerechnet dort kommt es offenbar zu einem Bruch mit dem Glauben. Sie zieht in die kosmopolitische Metropole Amsterdam und unternimmt 1699 schließlich eine Forschungsreise nach Surinam, damals niederländische Kolonie - ohne männliche Begleitung, eigentlich undenkbar zu dieser Zeit. Bald nach der Rückkehr erscheint ein großformatige Prachtband über die exotische Tierwelt Surinams, in dem religiöse Motive gänzlich fehlen. Für Biologen des 18. Jahrhunderts waren Maria Sibylla Merians Bücher Fachliteratur, uns fasziniert bis heute die Schönheit ihrer bunten Schmetterlinge. Aber wer war die Frau, die so eigenständig ihren Weg ging?
Erstsendung 29. April 2013

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Thomas Morawetz

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http://br.de/s/5AgZ83

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