Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Christiane Vulpius und Goethe

Christiane Vulpius | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 23.06.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Christiane Vulpius
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23.6.1314
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"Welcher Dämon hat ihm diese Hälfte angeschmiedet!" schrieb Schillers Witwe entsetzt. Über Goethes Liebesleben rümpft man in Weimar die Nase. Der Dichterfürst lebt in wilder Ehe mit einer Frau zusammen, die unstandesgemäß und weder hübsch noch gebildet ist. Christiane Vulpius ist 23, als sie dem wesentlich älteren Geheimrat begegnet, und es ist für beide Liebe auf den ersten Blick. Nach achtzehn Jahren entschließt sich Goethe, seine "kleine Freundin" zu heiraten. Doch auch das kann die Wogen nicht glätten. Christiane erträgt die Gehässigkeiten der Gesellschaft, wie sie auch die Launen, die monatelange Abwesenheit und die hypochondrischen Anfälle ihres genialen Partners erträgt: Mit Gleichmut und Humor. Sie hält dem Dichterfürsten den Rücken frei, verwaltet seine Besitztümer, regelt seine Erbangelegenheiten. Sie ist aber auch lebenslustig, genießt Theaterbesuche, trinkt Champagner, spielt Karten und tanzt gerne. Ihr qualvolles Ende im Alter von 51 Jahren ist zu viel für Goethe. Er bleibt ihrem Sterbebett fern und notiert, als alles vorbei ist, in seinem Kalender: "Meine Frau um 12 Nachts ins Leichenhaus. Ich den ganzen Tag im Bett."
Goethe hat wie Christiane Vulpius gerne gelebt und - für die damalige Zeit - recht lange (1749-1832). Die Bedingungen für den Patriziersohn aus Frankfurt waren gut. Elterliches Erbe: vom "Mütterchen die Frohnatur" und vom Vater "des Lebens ernstes Führen." Das Puppenspiel, ein Geschenk der Großmutter, hat früh seine Phantasie angefacht. Die Geschichten der Mutter dichtete er kurzerhand um, wenn sie ihm nicht behagten. Goethe, ein literarisches Wunderkind, das seine Studienzeit nutzte, um die Sachen zu vertiefen, die ihn wirklich interessierten: das Malen, Zeichnen - und Dichten. Jurist wurde er jedenfalls nicht, aber mit einem Schlag durch seinen "Werther" weltberühmt. In Weimar tat der "Mann von Genie" dann zunächst alles, um gemeinsam mit Freund und Gönner Herzog Carl August dessen kleines Fürstentum zu regieren. Doch bevor er sich "die Schulter ausrenkte" bei diesem schweren Tagesgeschäft, flüchtete Goethe nach Italien, wo er endgültig zum Dichter reifte und nach seiner Rückkehr in Weimar die meisten offiziellen Ämter abgab. Dem Werk zuliebe.
Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Petra Herrmann
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