Bayern 2 Hörspiel "Jagdszenen aus Niederbayern" von Martin Sperr

Jagdszenen aus Niederbayern
Von Martin Sperr
Mit Martin Sperr, Rainer Werner Fassbinder, Walter Sedlmayr und anderen
Bearbeitung: Valerie Stiegele
Regie: Hermann Wenninger
BR 1970

Ein bayerisches Dorf kurz nach der Währungsreform, Herbst 1948. Der Krieg hat die alte Ordnung und die Familien zerschlagen. Aber ein Umdenken hat nicht eingesetzt. Wie eh und je zerreißt man sich die Mäuler über jede Abweichung von der Norm oder deren Verletzung, über Homosexualität, wilde Ehe und Ehebruch. Aber es bleibt nicht beim Tratschen und Tuscheln. Man bemüht sich gar nicht erst, die Diskriminierung der Dorfhure, der Schwulen, der Bäuerin, die mit dem Knecht schläft, zu vertuschen. So weigert sich der Kaufmann, dem nicht getrauten Paar etwas zu verkaufen. Dabei kann die Bäuerin nur deshalb nicht heiraten, weil ihr verschollener Ehemann noch nicht für tot erklärt wurde. In dieser Atmosphäre geht der homosexuelle Abram, um dem Schein zu genügen, ein Verhältnis mit der Dorfhure Tonka ein. Doch es gibt keine Koalition der Ausgestoßenen. Die aufgezwungene Unterdrückung der eigenen Sexualität führt zur Katastrophe.

Martin Sperr, 1944 in Steinberg/ Niederbayern geboren. Schauspielunterricht, 1965 Engagement in Bremen. Der Autor wurde unter anderem 1965 mit dem Gerhart-Hauptmann-Förderpreis, 1977 dem Ernst-Hoferichter-Preis und 1978 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Neben Hörspielen hat Sperr für den Bayerischen Rundfunk Bearbeitungen geschrieben und Regie geführt. Hörspiele: Landshuter Erzählungen (BR 1969), Lemsomd (BR 1973, zusammen mit Dieter Kühn), Adele Spitzeder (BR 1979).