Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Der Marquis de Sade und Charles Baudelaire

Charles Baudelaire | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 14.07.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Zuckerbrot und Peitsche
Die Vorlieben des Marquis de Sade
Autorin: Astrid Mayerle / Regie: Irene Schuck

Charles Baudelaire
Die künstlichen Paradiese
Autor und Regie: Frank Halbach

Das Kalenderblatt
14.7.1995
Mp3-Format erhält seinen Namen
Von Yvonne Maier

Als Podcast verfügbar

Sein 1785 entstandener Roman "Die 120 Tage von Sodom" gilt als ein Endpunkt in der Literaturgeschichte. Mehr Lust an der Erniedrigung, am Leiden und der sexuellen Folter von Menschen ist wohl in keinem anderen Text zu finden. Bis heute provoziert de Sade, regt zu neuen Diskussionen und Interpretationen seines Werks an. Die jüngste Biografie mit dem Titel "Die Vermessung des Bösen" stammt von dem Historiker Volker Reinhardt. Er ist überzeugt, wir können den Marquis heute am besten verstehen, wenn wir ihn in seiner Zeit sehen und uns mit seinen Lebensumständen auseinandersetzen. Als junger Adelsspross suchte auch de Sade jene Vergnügungen, die die Männer seines Stands exzessiv praktizierten. Allerdings: de Sade rührte an einige Tabus und hinterfragte dabei auch den gesellschaftlichen Status Quo seiner Zeit.
Charles Baudelaire: impertinenter Dandy und einer der bedeutsamsten französischen Lyriker; ausschweifender Wüstling und Vorhut der literarischen Avantgarde; Verherrlicher des Bösen und gefeierter Übersetzer. Sein berühmtestes Werk, der Gedichtzyklus "Les Fleurs du Mal" - "Die Blumen des Bösen" ist Wegweiser für die moderne europäische Lyrik und führt zu einer Verurteilung Baudelaires wegen Verletzung der öffentlichen Moral. Baudelaire schreibt über Hässlichkeit, das Morbide, Sünde, die Faszination des Ekelhaften, doch stets schimmert die Sehnsucht nach dem Ideal der Tugend zwischen seinen Zeilen. Baudelaires Metaphern sind einzigartig für ihre Zeit, schmücken nicht seine Gedanken aus, sondern sind ihr direkter Ausdruck. Baudelaires Essay "Die künstlichen Paradiese" schließlich feiert die Droge und ihre Wirkung, ist ein Plädoyer für den Rausch, für das Vermögen und die Bereitschaft des Menschen, sich und seine Sinne in einen Ausnahmezustand zu versetzen: "Der gesunde Menschenverstand sagt uns, daß die Dinge dieser Erde kein rechtes Dasein haben, und daß die wahre Wirklichkeit nur in den Träumen liegt. - Berauscht euch!"
Moderation: Kristina Thiele
Redaktion. Petra Herrmann
Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
http://br.de/s/5AgZ83

Die ganze Welt des Wissens

Radiowissen bietet Ihnen die ganze Welt des Wissens: spannend erzählt, gut aufbereitet. Nützlich für die Schule und bereichernd für alle Bildungsinteressierten.