radioWissen Imre Kertész

Imre Kertész
Vom Weiterleben eines Schicksallosen

Péter Esterházy
Aristokrat im Reich der Worte

Das Kalenderblatt
17.1.1911
Gebetsforscher Francis Galton gestorben
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Fremd, isoliert und ohne Identität fühlt sich der ungarische Schriftsteller und Nobelpreisträger Imre Kertész in dieser Welt. Dass ihm die Nationalsozialisten seine Lebensberechtigung absprachen, dass sie alles unternahmen, um ihn zu ermorden, dass er nur durch eine Verkettung von Zufällen überlebte - von dieser Erfahrung hat sich der heute 82jährige Kertész nicht erholt, mit dieser Erfahrung hat er sich nicht arrangiert: "Meine einzige Identität ist die des Schreibens" sagt er. Das Schreiben ermögliche es ihm, seine Ausgestoßenheit als Jude auszuhalten. Akribisch und schmerzhaft kreist Kertész in seinen Erzählungen und Romanen immer wieder um die Erfahrung der absoluten Nichtigkeit der eigenen Existenz, und was diese für das Individuum Kertész in der heutigen Massengesellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet.
Péter Esterházy, der 1950 geborene Spross einer ungarischen Aristokratenfamilie, wuchs in Budapest auf. Seine Familie wurde 1948 von den Kommunisten enteignet. So musste Esterházy sich und seine Rolle in der Gesellschaft von Kind auf neu erfinden. Die alten, habsburgischen Familientraditionen blieben im Bewusstseinsgepäck. Vorerst wurde aus dem jungen Péter Esterházy anstatt eines Gutsherren ein Mathematiker und Systemorganisator im Ministerium für Hütten- und Maschinenindustrie. Ab 1978 arbeitete er als freier Schriftsteller. Nach der Wende packte er sein Bewußtseinsgepäck in den kolossalen Roman "Harmonia caelestis". Darin rollt er die Familienchronik der Esterházys durch die Zeiten und Systeme auf - bis zur Spitzeltätigkeit seines Vaters für den ungarischen Geheimdienst.
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