radioWissen am Nachmittag Bruce Chatwin und die Entschleunigung

Bruce Chatwin
Der Nomade mit dem Moleskine-Notizbuch
Autorin: Susi Weichselbaumer / Regie: Eva Demmelhuber

Texte zur Entschleunigung
Wie schnell ist langsam?
Autor: Herbert Becker / Regie: Martin Trauner

Das Kalenderblatt
18.8.1930
Pluto tritt erstmals in Disney-Film auf
Von Anja Mösing

Als Podcast verfügbar

Bruce Chatwin - Der Nomade mit dem Moleskine-Notizbuch
Von Susi Weichselbaumer
Er war so etwas wie der Indiana Jones unter den Reiseschriftstellern: Bruce Chatwin - unerschrockener Abenteurer, gewandter Weltenbummler, charmanter
Gesprächspartner. Wo immer er hinkam, entlockte er den Menschen, denen er begegnete, die großen und kleinen Geschichten ihres Landes und ihres Lebens. Und wo immer er hinfuhr, trug er stets eines bei sich: ein kleines schwarzes Notizbuch: "Sobald ich nach Paris kam, kaufte ich Nachschub. Die Seiten waren kariert, und die Vorsatzblätter wurden mit einem Gummiband festgehalten. Ich schrieb meinen Namen und meine Adresse auf die erste Seite und bot dem Finder eine Belohnung an. Einen Pass zu verlieren war das geringste aller Übel - ein Notizbuch zu verlieren, war eine Katastrophe!" Aus diesen Sammlungen von Eindrücken, Anekdoten, Begebenheiten entstehen später seine Reisebücher. Das Debüt "In Patagonien" macht ihn Ende der 1970er Jahre zum Kultautor. Spätestens seit seinem Australienroman "Traumpfade" 1987 zählt Chatwin zu den Großen des Genres, obschon sich der 1989 verstorbene Brite zeitlebens gegen das Etikett Reiseautor verwahrt hat. Er sah sich eher als Nomade, der eben Augenblicke sammelt …

Texte zur Entschleunigung - Wie schnell ist langsam?
Von Herbert Becker
"Einmal gab es eine Welt, worin alles ganz langsam zuging." Mit diesem Satz beginnt die Erzählung "Märchenhafte Zeiten" von Robert Walser. Walser ist einer der zahlreichen Schriftsteller, die sich in ihrem Werk mit dem Thema "Zeit" beschäftigt haben. In der Literatur besteht weit gehende Einigkeit darüber, dass sich durch Hast und Eile keine Zeit gewinnen lässt, und dass mit der zunehmenden Beschleunigung des Lebens die Zufriedenheit des Menschen nicht zu-, sondern abnimmt. Glück und Erfolg ist viel eher den Träumern wie Joseph von Eichendorffs "Taugenichts", den Geduldigen wie Michael Endes "Momo" und den Langsamen, wie dem Kapitän John Franklin aus Sten Nadolnys "Die Entdeckung der Langsamkeit" beschieden. Zeit und Zeitwahrnehmung sind auch zentrale Themen in großen Werken der Weltliteratur wie etwa in Thomas Manns "Zauberberg" oder Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit".

Redaktion: Petra Herrmann
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