Bayern 2

     

radioTexte - Das offene Buch "Wunsiedel" Ein Theaterroman

Michael Buselmeier | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 11.12.2011
11:00 bis 11:30 Uhr

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Michael Buselmeier über die Luisenburg-Festspiele

Zu den überraschenden Neuentdeckungen dieser literarischen Saison, gehört ein dreiundsiebzigjähriger Autor und Literaturvermittler aus Heidelberg: Michael Buselmeier schreibt seit drei Jahrzehnten, hat rund drei Dutzend Bücher publiziert, Erzählungen, Essays, Schriftsteller-Porträts. Trotzdem stand er immer am Rande der Literaturszene. Im September schaffte es Buselmeier plötzlich wie ein Newcomer auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis und erntete Lobeshymnen unter den Kritikern. "Wunsiedel" nennt er seinen autobiographisch grundierten "Theaterroman", in dem der Schriftsteller seine Erfahrungen als junger Schauspieler bei den Luisenburg-Festspielen schildert. Moritz Schoppe heißt sein Held im Roman, ein junger Mann aus Heidelberg, ein Muttersohn mit der Erfahrung als uneheliches Kind und Heimkind; ein Außenseiter, der die Mutter und die Freundin in Heidelberg zurückgelassen hat, nun in Wunsiedel ein erstes Engagement im "Götz von Berlichingen" antritt und damit zehn deprimierende Monate an der Freilichtbühne. Große Erwartungen hegt dieser junge Idealist, bevor er an der Resignation des Direktors, der Eitelkeit anderer Schauspieler scheitert. Michael Buselmeier beschreibt diese Erfahrungen als Spurensuche eines älteren, reifen Mannes, der 2008 an den Ort des Geschehens zurückkehrt und sich an jene quälende Zeit 1964 erinnert. Er sucht seine ehemaligen Wirtsleute, er registriert die Veränderungen des Ortes, schaut hinter die Theater-Kulissen und erkundet die Natur, wie damals. "Ich bin ein autobiographischer Autor", sagt Michael Buselmeier von sich; ein Achtundsechziger, ein Spätromantiker, der in Jean Paul und Adalbert Stifter Vorbilder findet; ein Altlinker, der sich dem Heimatroman der anderen Art verschrieben hat. Im Studiogespräch gibt Michael Buselmeier Auskunft über seine Verwurzelung in der Provinz, und Fred Maires Lesung spiegelt den selbstironischen Ton von "Wunsiedel".