radioWissen am Nachmittag Von Führern verführt

Macht Masse Macht? - Theorien zur Massenpsychologie
Nationalismus - Renaissance einer totgeglaubten Weltanschauung?
Das Kalenderblatt
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Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts wird in den Industrienationen ein Phänomen zu einer bestimmenden Größe, das zwar vorher auch schon existierte, jedoch niemals gründlich analysiert und beschrieben worden war: die Masse. Sie ist es, an der sich politische Karrieristen zunehmend orientieren und zu beeinflussen suchen. In der Folgezeit fragen eine Reihe von Theoretikern und Wissenschaftlern nach dem Wesen der Masse, ihrem Ursprung und vor allem ihrer Bedeutung für das Zustandekommen politischer Macht: der französische Arzt Gustave Le Bon (1841 - 1931), Sigmund Freud (1856 - 1939), sowie der Schriftsteller und Essayist Elias Canetti (1905 - 1994). Sie kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die in einem Punkt zusammenlaufen: Mit der Masse ist zu rechnen, gerade weil sie unberechenbar ist. Und gerade das macht sie auch für politische Strömungen wie den Nationalismus so nützlich. Mitten in Europa errichten Staaten wieder permanente Grenzkontrollen, rechtspopulistische Parteien von Finnland bis Ungarn feiern Wahlerfolge und nationale Identität wird wieder zum politischen Schlagwort. Dabei hatten viele ihn schon für tot erklärt, den Nationalismus. Sein Siegeszug prägte die Geschichte der vergangenen beiden Jahrhunderte wie keine andere Idee. Die Vorstellung, dass kulturelle Gemeinsamkeiten auch zu politischen Gemeinschaften führen müssen, ist dabei stets ein zweischneidiges Schwert gewesen. Es hat Völker nicht nur von Fremdbestimmung befreit, sondern auch ein unvorstellbares Maß an Hass und Blutvergießen über die Menschheit gebracht. Was aber ist Nationalismus überhaupt? Nur ein übertriebener Patriotismus? Eine politische Ersatzreligion? Ein gedankliches Konstrukt, das kollektive Identität stiftet?

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