Bayern 2

     

radioWissen 1962 - Die Welt am Rand des Abgrunds

Fidel Castro und Nikita Chrustschow | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 15.10.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Die Kubakrise von 1962
Warum die Welt nicht unterging

Nikita Chruschtschow
Der mit dem Schuh auf den Tisch schlug

Das Kalenderblatt
15.10.1808
Moritz Schreber geboren
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Die Kubakrise von 1962 - Warum die Welt nicht unterging
von Sabine Straßer
Vor 50 Jahren, im Oktober 1962, standen die Supermächte kurz vor einem Atomkrieg. Die Sowjetregierung unter Nikita Chruschtschow hatte auf Kuba heimlich Mittelstreckenraketen stationiert, die Washington und die wichtigsten Industriestädte der USA hätten erreichen können. Eine Provokation, die den jungen US-Präsidenten John F. Kennedy vor ungeahnte Herausforderungen stellte. Mit seinen engsten Beratern erwog er Luftangriffe auf Kuba, auch eine Invasion. Beides hätte vermutlich in die Katastrophe geführt. Schließlich ließ Kennedy eine Seeblockade über die Insel verhängen. Es folgten dramatische Stunden, in denen die Welt oft nur Sekundenbruchteile von einem Kriegsausbruch entfernt war. Was hat ihn am Ende verhindert? War es diplomatisches Geschick oder schlichtweg nur Glück? Jahrzehntelang wurde die Kuba-Krise vor allem als ein persönlicher Machtkampf der beiden Charaktere Kennedy und Chruschtschow betrachtet. Aber welche Rolle spielte eigentlich der kubanische Staatschef Fidel Castro? Was wäre geschehen, wenn ein russischer Offizier auf hoher See die Nerven verloren hätte? Die Forschungen der Historiker bringen immer wieder neue Details über den Verlauf der Kuba-Krise an Licht. Sie belegen vor allem eine Erkenntnis, die Chruschtschow seinerzeit schon hatte: "Jeder Trottel kann einen Krieg anfangen, und wenn er es einmal gemacht hat, sind selbst die Klügsten hilflos, ihn zu beenden - vor allem wenn es ein Atomkrieg ist."

Nikita Chruschtschow - Der mit dem Schuh auf den Tisch schlug
von Julia Smilga
Für Millionen von Menschen ist er der Mann, der 1960 in der UNO mit seinem Schuh auf den Tisch gedroschen hatte. Obwohl es bis heute immer noch nicht hundertprozentig geklärt ist, dass Nikita Chruschtschow damals tatsächlich mit dem Schuh oder nur mit der Faust auf die Tischplatte einschlug, passte die von der „New York Times“ verbreitete Geschichte zum damaligen Zeitgeist. Chruschtschow galt im Westen als Rabauke: ungebildet und impulsiv. Doch wer ihn auf die Rolle des Bauerntölpels reduziert, irrt gewaltig. Chruschtschow war ein Machstratege: zielbewusst baute er seinen Einfluss innerhalb der Partei aus. Die Chance seines Lebens witterte der gewiefte Politiker nach dem Tod seines Förderers Josef Stalin. Als hinter den Kreml-Mauern der Kampf um die Macht begann, war Chruschtschow der Gewinner. Er war einer der widersprüchlichsten sowjetischen Chefs: Zögling Stalins und gleichzeitig der Initiator der Entstalinisierung. Er befreite Millionen politischer Gefangener aus den Gulags und ruinierte die Kolchosenwirtschaft endgültig. Er initiierte Juri Gagarins Flug in das Weltall und brachte die Welt durch die Kubakrise an den Rand des dritten Weltkriegs. Und er war der einzige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der seinen Posten noch zu Lebzeiten verlassen musste - durch einen innerpolitischen Putsch in der Partei.

Redaktion: Brigitte Reimer
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