Bayerisches Feuilleton Günter Eich in Bayern
Samstag, 08.09.2012
08:05
bis 09:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
"Nur keine Spuren hinterlassen"
Günter Eich in Bayern
Von Martin Zeyn
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr
Günter Eich (1907-1972) ist der wohl bekannteste Hörspielautor der Nachkriegszeit. Seine Verse kannten nicht nur Lyrikliebhaber. "Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt", skandierte man regelmäßig bei den Ostermärschen der Friedensbewegung.
Eich studierte in Berlin, Leipzig und Paris. Während des NS-Zeit lebte er als Rundfunkautor in Berlin. Was wenige wissen: Nach dem Krieg hat er fast zwei Jahrzehnte in Bayern gewohnt. Nicht etwa in der Landeshauptstadt, sondern in kleinen Ortschaften. In Bayern entstanden auch die meisten seiner berühmten Hörspiele, darunter die "Träume", "Die Andere und Ich", "Geh nicht nach El Kuwehd".
Die erste Begegnung mit Bayern war nicht freiwillig. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat bei der Spenglerei Schmid in Geisenhausen einquartiert. Nach der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft kehrte er dorthin zurück – freundlich von der Familie Schmid aufgenommen. Obwohl er rasch wieder zum erfolgreichen Radioautor avancierte, mit Kontakten nach München, vor allem aber nach Hamburg und BadenBaden, wohnte er bis 1954 in Geisenhausen "idyllisch am Rande der Welt". Der Wegzug erfolgte, weil die Unterkunft nach seiner Heirat mit der Wiener Schriftstellerin Ilse Aichinger zu klein geworden war. Kurzzeitig lebte die junge Familie in Breitbrunn am Chiemsee, danach einige Jahre in Lenggries. "Weiter nach Norden" wolle er nicht ziehen, schrieb er einem Freund. 1963 zog die Familie nach Österreich. Bis zu seinem Tod jedoch blieb Eich Bayern verbunden. Die Familie Eich-Aichinger wohnte zwar im österreichischen Großgmain, aber ihre Postadresse lautete bis zuletzt: Bayerisch Gmain.
Martin Zeyn hat sich auf die Suche nach den Spuren von Günter Eich in Bayern begeben – jenes Autors, der in einem Gedicht das Motto ausgab: "Nur keine Spuren hinterlassen"– , hat in Archiven bisher unveröffentliche Briefe eingesehen und mit Zeitzeugen gesprochen, die Eich noch persönlich kannten.
Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen
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