radioWissen am Nachmittag

Wenn Worte "töten" – Von spitzen Zungen und scharfem Spott Die Macht des Gerüchts – Wie Klatsch und Tratsch das Leben leiten Der Spott – Eine höchst schändliche und gefährliche Waffe Das Kalenderblatt * - Wiederholung von 9.05 Uhr * Als Podcast verfügbar Internet: www.br-online.de/radiowissen

Klatsch war und ist in. Vom Gerücht über den Brandstifter Nero im antiken Rom, über die mittelalterlichen Waschplätze, an denen Frauen nicht nur öffentlich die Flecken aus der Wäsche herausschlagen, sondern auch über schmutzige Wäsche "klatschen" - bis hin zu den Klatschgeschichten der Moderne: den Tod Lady Dianas oder die Lewinsky-Affäre. Tag für Tag bedienen moderne Medien das offenbar unersättliche Bedürfnis, über Verfehlungen und Vorlieben vorzugsweise prominenter Menschen zu spekulieren. Vor allem das Internet hat sich zur idealen Plattform entwickelt: Nie zuvor konnten so viele Menschen in Blogs und sozialen Netzwerken beliebig Gerüchte unters Volk streuen, Gemeinschaften bilden und Klatsch und Tratsch aller Art verbreiten. Wie hat sich die "Kultur des Gerüchts" durch die Jahrhunderte verändert? Was unterscheidet den Klatsch im alten Rom von der globalisierten Klatschkultur von heute? Und nicht selten zieht dieser Klatsch den Spott nach sich. Spott tritt in verschiedenen Formen auf: Grob und derb wird der Gegner und das, was ihm lieb, teuer und heilig ist, lächerlich und verächtlich gemacht, seine Person, seine Leistungen, seine Wertvorstellungen. Doch auch fein und hintergründig wird gespottet – bei Dichtern und Denkern wie Heine und Nietzsche - mit Ironie und sorgfältig formulierten Sarkasmen, Polemiken und Parodien. Der Verspottete fühlt sich gekränkt, verhöhnt, beleidigt, aber seine Reaktionsmöglichkeiten sind beschränkt. Empört er sich lautstark, verstärkt sich der Spott. Auf empfundene Ehrverletzungen juristisch zu reagieren, ist unsicher. Duelle sind verboten. Was bleibt, ist ein Ignorieren des Spotts, demonstrative Gleichgültigkeit oder das Schmieden von Racheplänen. Oder er sucht Trost in den Spruchweisheiten der Bibel: "Der Spötter sucht Weisheit und findet sie nicht; aber dem Verständigen ist die Erkenntnis leicht."

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