Bayern 2

     

radioWissen Denken über das Ende

Friedhof | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 18.11.2015
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Suizid aus philosophischer Sicht
Grenze der Handlungsfreiheit

Die letzten Dinge
Deutsche Begräbniskultur im Wandel der Zeit

Das Kalenderblatt
18.11.1994
Patent auf "Anti-Matsch-Tomate"
Autorin: Silke Wolfrum

Als Podcast verfügbar

Suizid aus philosophischer Sicht - Grenze der Handlungsfreiheit
Autorin: Simone Dorchain / Regie: Eva Demmelhuber
Selbstmord oder lateinisch Suizid, von 'sui cidere', sich selbst töten, ist ein sehr umstrittenes Thema in der Philosophie. Für den französischen Existenzialisten Albert Camus ist der Selbstmord sogar das philosophische Kernproblem schlechthin: die Beantwortung der Frage, ob Suizid moralisch zu rechtfertigen sei, beantworte zugleich drängende andere Fragen der Philosophie. Doch warum hat der Selbstmord eine so zentrale Stellung innerhalb der philosophisch-moralischen Erwägungen über den Sinn des Lebens und die Handlungsfreiheit des Menschen? Sich selbst töten ist eine Bilanz oder eine Verzweiflungstat, oft jedoch ist es eine Anklage an die Gesellschaft, in die der Selbstmörder nicht passt, oder an einen Lebensentwurf, der nicht vollendet werden kann. Über der rein individuellen Problematik gewinnt das Thema einen politischen Wert, indem diese Entscheidung des Privaten in der beginnenden Neuzeit immer mehr zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen wurde. Mitunter kann ein früher Selbstmord sogar zu einer Heroisierung und Idealisierung der Person führen. Der Selbstmord als Grenze der Handlungsfreiheit wirft das philosophische Problem auf, ob es eine moralische Instanz gäbe, die über dem Menschen stünde und ihm die 'letzte Freiheit' verweigern dürfe.

Die letzten Dinge - Deutsche Begräbniskultur im Wandel der Zeit
Autorin: Brigitte Schulz / Regie: Sabine Kienhöfer
Um den Tod eines geliebten Menschen wirklich "begreifen" zu können, ist es oft wichtig, den Abschied bewusst zu vollziehen. Bestimmte Rituale helfen dabei: So war es früher selbstverständlich, dass Verwandte und Nachbarn den Verstorbenen wuschen, ihn zu Hause aufbahrten und eine dreitägige Totenwache hielten. Die Spiegel wurden mit einem Tuch verhangen, da man dachte, wenn der Tote sich spiegelte, zöge dies weitere Todesfälle nach sich. Auch öffnete man das Fenster, um der Seele das Verlassen des Körpers zu ermöglichen. Die Begräbniskultur spiegelt den Zeitgeist: Rund 30 Prozent aller Bestattungen sind heute anonym, fast die Hälfte aller Deutschen lässt sich verbrennen. Im Altertum war es in Deutschland üblich, den Toten Gegenstände mit ins Grab zu geben. Mit zunehmender Christianisierung begrub man sie um die Kirchen herum auf sogenannten Kirchhöfen, damit ihre Seele nach ihrem Tod einen möglichst kurzen Weg zu Gott habe. Auch gewährten Friedhöfe im Mittelalter Asyl: Gelang einem unschuldig Verfolgten oder Kriminellem die Flucht auf den Gottesacker, war er zunächst einmal sicher.

Moderation: Gabriele Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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