Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Ohne Kampf kein Recht!

Undatierte Kohlezeichnung von Clara Zetkin | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 09.07.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Das Frauenstimmrecht
Der erste Schritt zur Gleichberechtigung

Clara Zetkin
Porträt einer unbequemen Sozialistin

Das Kalenderblatt
9.7.1827
Goethe äußert sich über Pressefreiheit
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Das Frauenstimmrecht - Der erste Schritt zur Gleichberechtigung
von Gerda Kuhn
Was heute selbstverständlich ist – dass zumindest auf dem Papier Frauen dieselben Rechte haben wie Männer - sah vor rund 100 Jahren noch ganz anders aus. Damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, durften Frauen zwar eine politische Meinung haben, aber Politik gestalten durften sie nicht. Die erste politisch orientierte deutsche Frauenzeitung war immerhin schon im April 1849 von der Journalistin Louise Otto Peters gegründet worden. 1873 verlangte Hedwig Dohm als erste Frau in Deutschland das Frauenwahlrecht. Doch es sollten noch einige Jahrzehnte vergehen, bis diese Forderung erfüllt war. Immerhin nahmen sie die Sozialdemokraten 1891 als erste deutsche Partei in ihr Programm auf. Und auch die bürgerliche Frauenbewegung zog um die Jahrhundertwende nach: 1902 gründeten Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann den "Deutschen Verein für Frauenstimmrecht". Für sozialistische Politikerinnen wie Clara Zetkin war klar, dass Frauen nicht nur das Recht auf Bildung und Erwerbstätigkeit zustand, sondern auch das Wahlrecht. Doch der Durchbruch gelang erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges: 1918 erhielten die deutschen Frauen das passive und aktive Wahlrecht. Mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 konnten sie dann erstmals von diesem Recht Gebrauch machen.

Clara Zetkin - Porträt einer unbequemen Sozialistin
von Nicole Ruchlak
Es muss eine ergreifende Szene gewesen sein: eine alte Frau, krank und zittrig, wird auf einem Stuhl vor das Plenum getragen und hunderte von Menschen verstummen. Sie warten auf die Worte von Clara Zetkin, der „grande dame“ des Sozialismus. Und diese wird, wie so oft, mit ihrer Rede die Massen mitreißen.
Zeit ihres Lebens kämpfte die Mitstreiterin von Lenin und Freundin von Rosa Luxemburg, die Pazifistin, die Kapitalismuskritikerin und Frauenrechtlerin für ihre Ideale. Unabhängig davon, ob sie sich mit Stalin anlegen musste oder ob sie sich andere, weniger gefährliche Feinde machte, trat die 1857 geborene Clara Zetkin unbeirrbar für ihre Vorstellung einer gerechten Gesellschaft ein. Denn der politische Kampf war ihr Leben und ein Leben ohne politischen Kampf konnte sie sich nicht vorstellen. Noch im Jahre 1932 eröffnete die antifaschistische Alterspräsidentin den Reichstag, in dem die NSDAP die größte Fraktion bildete, mit den Worten: "Die Selbstbehauptung der Werktätigen gegen den Faschismus ist die nächste unerlässliche Voraussetzung im Kampf gegen Krisen…". Ein Jahr später starb die unbequeme Sozialistin – und wurde nach dem Krieg vom Westen fast vergessen und vom Osten als Galionsfigur der sozialistischen Sache missbraucht. Wie auch immer ihre Persönlichkeit interpretiert werden mag, eines war Clara Zetkin sicher: eine couragierte, starke Kämpferin, die bereit war, alles für ihre Idee einer gerechten Gesellschaft alles zu geben. Auch ihr Leben.

Redaktion: Brigitte Reimer
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