Bayern 2

     

radioWissen Antibiotika

Illustration: Bakteriophagen und Bakterien | Bild: BR/Kathrin Dietl

Freitag, 29.06.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Arznei im Schimmelpilz
Die Entdeckung des Penicillin

Heilende Viren
Infektionen bekämpfen mit Bakteriophagen

Das Kalenderblatt
29.6.1910
Operndiva Anna Sutter ermordet
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Arznei im Schimmelpilz - Die Entdeckung des Penicillin
von Veronika Bräse
Es war reiner Zufall, dass der Bakteriologe Alexander Fleming im Jahre 1928 das Penicillin entdeckt hat. Eigentlich wollte er nämlich eine Bakterienkultur züchten. Die stellte er zur Seite und ging in den Sommerurlaub. Als er zurückkam, war seine Kultur von einem blaugrünen Schimmelpilz befallen. Fleming war zuerst verärgert, aber dann fiel ihm auf, dass rund um den Pilz der Bakterienrasen verschwunden war. Daraus schloss er, dass dieser Pilz eine bakterientötende Substanz absondert. Diese nannte er Penicillin.
Zunächst interessierte sich die Fachwelt kaum für seine Entdeckung. Erst zehn Jahre später, als die Briten Howard Walter Florey und Ernst Boris Chain die Substanz isoliert hatten, ging das Penicillin als Antibiotikum in die Massenproduktion. Seither gibt es eine Waffe gegen bakterielle Infektionen wie Diphterie, Scharlach, Lungenentzündung oder Blutvergiftung. Veronika Bräse verfolgt für radioWissen die zufällig in die Petrischale gewehte Pilzspore und zeichnet ihre Erfolgsgeschichte nach.

Heilende Viren - Infektionen bekämpfen mit Bakteriophagen
von Renate Ell
Einst galten Antibiotika als unfehlbare Waffe gegen Infektionen durch Bakterien – von der Lungenentzündung bis zu Verletzungen. Doch immer mehr Bakterien sind resistent, also unempfindlich gegen diese Medikamente. Deshalb wird jetzt eine Alternative zu Antibiotika wiederentdeckt: so genannte Bakteriophagen. Das sind Viren, die nur Bakterien angreifen, nicht aber menschliche oder tierische Zellen. Sie wirken schnell und vor allem auch an Stellen, die durch Antibiotika schlecht zu erreichen sind, z.B. an Knochen. Und vor allem: Gegen Phagen können Bakterien ebenso wenig resistent werden wie Mäuse gegen Katzen. Phagen wurden schon lange vor den Antibiotika entdeckt und genutzt, nur waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts die mikrobiologischen Kenntnisse und Methoden noch nicht weit genug fortgeschritten, um Phagen gezielt einsetzen zu können. Und nach der Entdeckung der leicht anwendbaren Antibiotika wurden sie deshalb im Westen vergessen. Nur in der Sowjetunion, vor allem in Georgien, arbeitete man weiter mit den natürlichen Feinden der Bakterien, schlicht aus Mangel an Antibiotika. Heute setzen georgische Ärzte Phagen als hoch spezifische Waffe gegen Bakterien aller Art ein. Inzwischen reisen Patienten z.B. mit diabetischem Fuß oder chronischen Knocheninfektionen aus der ganzen Welt nach Tiflis, um sich mit Phagen behandeln zu lassen und so eine Amputation zu vermeiden – mit Erfolg. Und inzwischen interessieren sich auch immer mehr westliche Mediziner dafür, wie man mit Phagen Infektionen bekämpfen kann.

Redaktion: Gerda Kuhn / Miriam Stumpfe
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