Bayern - Land und Leute Theater im Dachauer KZ
Sonntag, 01.07.2012
13:30
bis 14:00 Uhr
BAYERN 2
Ritter Adolars grausiges Ende
Theater im Dachauer KZ
Von Justina Schreiber
Als Podcast verfügbar
Im Juni 1943 diente der Appellplatz vor der Desinfektionsbaracke im Dachauer KZ kurzzeitig als Bühne. Die Kostüme der elf schauspielernden Häftlinge waren aus Pappe und Fahnentüchern geschneidert. Ihr „komisch-schauriges Ritterstück in drei Aufzügen mit Musik“ endete mit den Worten: „Ist alles auch ganz schlecht. / Es wird schon wieder recht / Durch dieses Zauberwort: Humor, Humor!“ Und das Publikum lachte; die Mithäftlinge mehr, die SS-Leute weniger. Aber niemand schritt ein.
Kapierten die Bewacher das anspielungsreiche Gleichnis nicht? Oder war es ihnen egal, dass der Ritter Adolar, gespielt vom Kommunisten Erwin Geschonneck, eine Persiflage Adolf Hitlers darstellte? Man war in den Kommandanturen damals wohl mit anderen Dingen beschäftigt, erzählte später der Autor des Stückes, der ebenfalls inhaftierte österreichische Journalist Rudolf Kalmar. Nach sechs Aufführungen jedoch wurde der offiziell zunächst begrüßte Beitrag zur Freizeitgestaltung der Häftlinge abgesetzt; allerdings ohne Konsequenzen für das gewitzte Ensemble. Nun kommt "Die Blutnacht auf dem Schreckenstein oder Ritter Adolars Brautfahrt und ihr grausiges Ende - oder - Die wahre Liebe ist das nicht" in Dachau am 5., 6. und 8. Juli 2012 verändert und erweitert wieder zur Aufführung. Unter der Regie von Karen Breece stehen auch Bürger der Stadt mit auf der Bühne. - Justina Schreiber war bei den Proben im Theater in der historischen Papierfabrik dabei.