Bayern 2

     

radioWissen Sehnsucht Heimat

Mann schaut in den Himmel, Berge | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 21.03.2012
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Heimat
Der Ort, an dem die Seele wohnt

Sehnsucht
Auf der Suche nach dem fernen Ungewissen

Das Kalenderblatt
21.3.1960
"Der Schwarze Kanal" startet im DDR-Fernsehen
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Heimat – Der Ort, an dem die Seele wohnt
von Michael Conradt
Heimat ist mehr als der Ort, an dem wir geboren und aufgewachsen sind. Was uns berührt, bewegt und manchmal auch sentimental werden lässt, sind die Gefühle, die wir damit verbinden: Vertrautheit, Geborgenheit, Dazugehörigkeit und ein selbstverständliches Angenommensein, das wir uns nicht erst verdienen müssen. Bewusst wird uns dies häufig erst, wenn wir die Heimat schon verloren haben. Deshalb ist Heimat ein Ort der Erinnerung, aber auch eine Sehnsuchtslandschaft, eine Hoffnung, vielleicht sogar eine Utopie. Der Beitrag beleuchtet die vielen Facetten dieses Begriffs, der uns innerlich berühren kann wie kaum ein anderer. Heimat wurde oft besungen, war dann lange verpönt und ist heute wieder hoch geschätzt, trotz Globalisierung und vielfachem Zwang zur Mobilität - oder vielleicht gerade deswegen?

Sehnsucht – Auf der Suche nach dem fernen Ungewissen
von Ania Mauruschat
"…die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken." Diese Worte legte der 1801 mit 29 Jahren verstorbene Dichter Novalis seinem Romanhelden Heinrich von Ofterdingen in den Mund. Mit diesen Worten vermachte Novalis nicht nur den Dichtern, Malern und Komponisten der deutschen Romantik ihr zentrales Symbol, die blaue Blume. In diesen Worten kristallisiert sich auch das sehr deutsche Wort und Gefühl der Sehnsucht als ein wunderschönes Sinnbild heraus. Die blaue Blume, das ist die Sehnsucht. Dieses schwer zu fassende Gefühl, das sich kaum in andere Sprachen übersetzen lässt. Das Grimmsche Wörterbuch kennt die mittelhochdeutsche 'sehnsuht' als "Krankheit des schmerzlichen Verlangens". Auch wenn Sehnsucht krankhafte Züge annehmen und - wie im Falle von Goethes Werther – bisweilen gar in den Tod führen kann: Als Krankheit gilt die Sehnsucht heute nicht mehr so leicht. Eher als besonderes Gefühl, das im 19. Jahrhundert seine Blüte erlebte und Philosophen wie Dichter gleichermaßen inspirierte. Weil es die Triebfeder des Künstlers wie des Liebenden gleichermaßen ist, dieses innige, schmerzliche Verlangen nach etwas Ungewissem, das fern und vielleicht niemals zu erreichen ist. Und, das trotz allen Leidens und aller Unerreichbarkeit, einem Menschenleben so viel Sinn geben kann, wie vielleicht kein anderes Gefühl. Die romantische Dichterin Bettina von Arnim fasste diese Erkenntnis in den Satz "Was sich nach Licht sehnt ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht."

Redaktion: Bernhard Kastner
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